Polyneuropathie nach Chemo (CIPN): Symptome erkennen und Behandlungsmöglichkeiten, die Ihre Beschwerden lindern.
Viele von Krebs betroffene Menschen kennen das unangenehme Gefühl: Hände und Füße kribbeln oder sind taub und oft durchzucken Schmerzen wie kleine Stromstöße die Gliedmaßen. Dies ist ein Anzeichen für eine Polyneuropathie, die als Folge einer Chemo- oder Strahlentherapie auftreten kann. Wichtig ist, dass Sie Symptome frühzeitig erkennen, um einer dauerhaften Schädigung vorzubeugen und Ihre Beschwerden schnell zu lindern.
Polyneuropathie nach Chemo: Was ist eine Polyneuropathie und wie entsteht sie?
Eine Polyneuropathie (PNP) ist eine Erkrankung, die das periphere Nervensystem schädigt. Sie betrifft also die Nerven außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks. Dadurch können Reize nicht oder nur eingeschränkt an das zentrale Nervensystem weitergeleitet werden. Dies ruft verschiedene Symptome hervor, wie beispielsweise Empfindungsstörungen in den Gliedmaßen und chronische Nervenschmerzen.
Eine Polyneuropathie kann durch verschiedene Ursachen entstehen. Bei Krebspatientinnen und Krebspatienten sind die Nervenschmerzen meist auf Nebenwirkungen der Chemotherapie zurückzuführen.
Insbesondere platinhaltige Chemotherapien können zur Entstehung einer Polyneuropathie führen. Dies nennt sich Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (CIPN)
Erste Anzeichen für eine Nervenschädigung treten bei einigen Betroffenen bereits direkt während der Krebstherapie auf, bei anderen kommen die Symptome verzögert.
Symptome: Wie äußert sich eine Polyneuropathie?
Die Symptome der Polyneuropathie (PNP) zeigen sich hauptsächlich in Händen und Füßen. Sie äußern sich auf unterschiedliche Weise und können in der Ausprägung von Person zu Person schwanken. Einige Menschen haben nur temporär leichte Symptome, während andere mit starken und Beschwerden konfrontiert sind, die die Aktivitäten des täglichen Lebens beeinträchtigen.
Viele Betroffene beklagen zunächst Schmerzen und Gefühlsstörungen in den Fußsohlen oder Fingerspitzen, die sich strumpf- und handschuhartig ausdehnen können. Auch kann es zu Taubheitsgefühlen -oder genau gegenteilig- zu Kribbeln in den Gliedmaßen kommen. Außerdem reagieren einige Betroffene überempfindlich gegen Kälte oder feine Berührungen.
Die Symptome der Polyneuropathie (CIPN) sind vielfältig:
- Kribbeln und Taubheitsgefühl: Betroffene klagen über unangenehmes Kribbeln, Ameisenlaufen oder Taubheitsgefühl in den betroffenen Bereichen.
- Schmerzen: Die betroffenen Körperregionen können ein brennendes Schmerzgefühl auslösen. Einige Betroffene empfinden die Schmerzen einer Polyneuropathie eher als stechend oder elektrisierend.
- Sensibilitätsverlust: Es kann zu einem Verlust der Berührungsempfindung kommen. Dies führt dazu, dass Betroffene Temperatur- und Schmerzreize nicht mehr angemessen wahrnehmen können.
- Schwäche und Muskelschwund: Die Polyneuropathie kann zu Schwäche, Kraftlosigkeit und Muskelschwund, sowie Bewegungseinschränkungen führen. Viele Betroffene beklagen auch Muskelzucken und Muskelkrämpfe.
- Gang- und Gleichgewichtsstörungen: Aufgrund der beeinträchtigten Sensorik und Motorik kann es zu Problemen mit Gleichgewicht, Koordination und unsicherem Gang kommen. Aufgrund dessen haben Betroffene ein erhöhtes Sturzrisiko.
- Hör- und Sehstörungen: Sie können durch Schädigung der Hirnnerven oder Beteiligung des Innenohrs entstehen und äußern sich in klingelnden Ohrgeräuschen (Tinnitus), Hörverlust oder Gleichgewichtsstörungen.
Durch eine Polyneuropathie bedingte Beschwerden können jederzeit auftreten. Häufig entwickelt sich eine Polyneuropathie (CIPN) schleichend, jedoch berichten einzelne Betroffene schon nach der ersten Gabe des Wirkstoffes von Missempfindungen. Die Beschwerden können auch erst nach Ende der Chemotherapie auftreten oder zunehmen.
Kann die Polyneuropathie wieder verschwinden?
Die Ausprägung der Polyneuropathie ist von Mensch zu Mensch individuell. Sie wird unterschiedlich wahrgenommen und hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Aus diesem Grund ist nicht vorhersehbar, ob die Polyneuropathie im Laufe der Zeit wieder abklingt. Im günstigsten Fall handelt es sich um akute Beschwerden, die nach erfolgreicher Beendigung der Therapie innerhalb einiger Monate vollständig abklingen.
Wird die Krebstherapie mit dem auslösenden Wirkstoff trotz auftretender Beschwerden unverändert fortgesetzt, ist es eher wahrscheinlich, dass die Polyneuropathie sich von Behandlung zu Behandlung verstärkt. Aus diesem Grund ist eine enge Kommunikation mit Ihrem Behandlungsteam unerlässlich, um einer dauerhaften Schädigung Ihrer Nerven vorzubeugen.
Wann Sie ärztlichen Rat aufsuchen sollten
Stellen Sie im Laufe oder nach ihrer Krebsbehandlung Veränderungen fest, kontaktieren Sie baldmöglichst Ihre Onkologin oder Ihren Onkologen. Denn: Die Behandlung von bereits geschädigten Nerven ist schwierig. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig zu reagieren, um einer dauerhaften Schädigung Ihrer Nerven vorzubeugen.
Anzeichen, auf die Sie frühzeitig achten sollten:
Missempfindungen, wie:
- Kribbeln, Brennen oder Pieksen, wie durch Nadelstiche
- Missempfindungen oder Schmerzen bei Berührung, Druck, Wärme oder Kälte
- Fußschmerzen beim Auftreten
- Pelziges oder taubes Gefühl
Funktionsstörungen, wie:
- Stolpern, Gleichgewichtsstörungen, Schwanken
- Veränderte Handschrift
- Motorische Einschränkungen, die vorher unproblematisch waren, z.B. Knöpfe schließen, Nadel einfädeln, …
- Schwierigkeiten beim Greifen oder Festhalten von Gegenständen, insbesondere kleiner Dinge
Behandlung der Polyneuropathie
Um die Symptome der Polyneuropathie zu mildern oder eine dauerhafte Chemotherapie-induzierte Neuropathie (CIPN) zu vermeiden, ist es wichtig, bereits frühzeitig zu reagieren und Maßnahmen einzuleiten. Dies kann beispielsweise eine Dosisreduktion Ihres Medikamentes nötig machen. Hier ist Ihr onkologisches Behandlungsteam Ansprechpartner erster Wahl. Gegebenenfalls ist es ratsam, zusätzlich eine Fachärztin für Neurologie zurate zu ziehen.
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Wie wird die Polyneuropathie diagnostiziert?
Um eine Polyneuropathie zu diagnostizieren, sind unterschiedliche Methoden notwendig. Zunächst besprechen Sie mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Arzt Ihre Beschwerden. Wichtig ist, genau zu beschreiben, wie Sie sich eingeschränkt fühlen und welche Veränderungen Sie wahrgenommen haben.
Blutuntersuchung
Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über Mängel, die zu einer Schädigung der Nerven führen können, denn insbesondere die Vitamine B1, B6 und B12 spielen eine wichtige Rolle bei der Versorgung Ihrer Nervenzellen. Auch Vitamin C, E und Vitamin D sollten überprüft werden, sowie ein möglicher Mangel an Spurenelementen und Mineralstoffen. Bestehen Mängel, gleichen Sie sie in Absprache mit Ihrem Behandlungsteam aus.
Bei Vitaminen und Nährstoffsupplementierung gilt nicht die Regel: „Viel hilft viel“. Eine Aufnahme, die größer als Ihr Bedarf ist, bringt keinen Nutzen und kann sich negativ auf Ihre Gesundheit auswirken.
Nehmen Sie auch freiverkäufliche Nahrungsergänzungsmittel daher nur in Absprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt ein.
Körperliche Untersuchung
Eine körperliche Untersuchung dient zur Ermittlung der Schwere und Ausprägung Ihrer Polyneuropathie. Sie umfasst mindestens
- die Prüfung der Motorik in Händen und Füßen,
- die Prüfung der Sensibilität und Reizempfindlichkeit
- die Messung des Achillessehnenreflexes und verschiedener Muskeleigenreflexe mit einem Reflexhammer.
Zudem können Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit anhand einer Elektroneurografie (ENG) und die Elektromyografie (EMG) zur Messung der elektrischen Aktivität im Muskel erfolgen. Sie geben Aufschluss darüber, ob der Muskel selbst erkrankt ist oder der Nerv, der den Muskel mit Informationen versorgt.
Bei Hörbeschwerden kann mithilfe eines Hörtests die Hörschwelle für jedes Ohr bestimmt und Schädigungen des Innenohrs ermittelt werden, die sich auf das Gleichgewicht auswirken können.
Wie wird die Polyneuropathie (CIPN) behandelt?
Entscheidend für den Verlauf der Polyneuropathie ist die frühzeitige Behandlung Ihrer Beschwerden. Die Beschwerden der Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (CIPN) lassen sich auf unterschiedliche Weise behandeln.
Schmerzen bei Polyneuropathie: Medikamentöse Behandlung
Durch eine Polyneuropathie verursachte Nervenschmerzen sind nur bedingt mit Medikamenten in den Griff zu bekommen und diese können lediglich die Symptome der Nervenschäden lindern.
Zur Behandlung stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die gegen Nervenschmerzen eingesetzt werden können:
- aus der Gruppe der Antikonvulsvia (Epilepsie-Medikamente, wie z.B. Gabapentin, Pregabalin, Carbamazepin)
- aus der Gruppe der Antidepressiva (z.B. Amitriptylin)
Bei gelegentlich auftretenden Schmerzen können in Absprache mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Arzt Analgetika (z.B. Paracetamol) Linderung verschaffen.
Bitte beachten Sie: Die medikamentöse Behandlung kann Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen auslösen. Sprechen Sie daher alle Medikamente und freiverkäuflichen Präparate mit Ihrem Behandlungsteam ab.
Gibt es Wundermittel gegen Polyneuropathie?
Ein Wundermittel gegen Polyneuropathie gibt es leider nicht. Jedoch werden verschiedene Maßnahmen von Betroffenen als individuell lindernd betrachtet.
Einige Studien belegen die Wirksamkeit von sogenannter Kryotherapie während der Chemotherapie. Das bedeutet, während der Therapie tragen die Betroffenen Kältehandschuhe und -strümpfe. Ziel ist es, die Gefäße zu verengen und so weniger der nervenschädigenden Substanz in Hände und Füße gelangen zu lassen.
Eine weitere Möglichkeit ist die mechanische Kompression mit Operationshandschuhen, die den gleichen Zweck verfolgt. Dabei tragen Betroffene während der Behandlung zwei Paar sehr eng anliegende Handschuhe übereinander.
Aktiv werden: Was können Sie selbst tun?
Üben Sie genau das, was möglicherweise durch die Neuropathie schlechter wird: Gleichgewicht und Koordination, aber auch Sensorik und Motorik. Und werden Sie idealerweise bereits vor Beginn der Chemotherapie aktiv.
Motorik- und Sensorik Übungen bei Polyneuropathie
Bauen Sie kleine Aufgaben in Ihren Alltag ein, um ihre Motorik und Sensorik zu schulen.
Hierbei sind Ihrer Phantasie keine Grenzen gesetzt, als kleine Inspiration könnten Sie einen unserer Tipps versuchen:
- Kartoffeln schälen oder Zähne putzen auf einem Bein
- Auf einer Linie entlanggehen oder auf einem Balken balancieren
- Für Fortgeschrittene: Im Stehen oder Sitzen kleine Gegenstände, wie einen Strumpf, mit den Füßen vom Boden aufheben
- Barfuß auf unterschiedlichen Untergründen laufen
- Auf einer Handtuchrolle oder einer dicken Schaumstoffmatte/gefalteten Sofadecke balancieren
- Handlettering, Wasserfarben malen, Kalligraphie
- Basteln mit FIMO oder Knetgummi
- Die Hände und Füße mit einem Igelball massieren
- Kneippgüsse und Wechselduschen
SENSI Bäder zur Stimulierung Ihrer Nerven
Haben Sie schon einmal von SENSI Bädern gehört? SENSI-Bäder dienen der Stimulierung Ihrer Nerven durch das Setzen verschiedener Reize. Sie können beispielweise in Schüsseln mit Linsen, Tannenzapfen, Watte, etc. kneten und so die Sensorik Ihrer Hände stimulieren.
Dies funktioniert auch mit den Füßen in einer größeren, flacheren Schale oder auf Barfußpfaden.
Bewegung bei Polyneuropathie
Bewegung hilft vielen Betroffenen besser mit den Nervenschmerzen zurechtzukommen. Besonders nützlich sind Übungen und Bewegungsformen, die Gleichgewicht und Koordination schulen, also beispielsweise Qi Gong, Tai Chi oder Yoga. Aber auch Laufen oder Nordic Walking wirkt sich positiv auf Ihr Gangbild aus. Sie können jedoch jede weitere Sportart ausüben, die Sie entweder in Begleitung oder alleine ausüben können.
Tipps, wie Sie sich zu Bewegung motivieren können:
Verabreden Sie sich! Eine Verabredung mit einer Freundin oder Bekannten kann wahre Wunder wirken, weil Sie Verbindlichkeit schafft. Und nebenbei stärkt die Aussicht auf einen gemeinsamen Kaffee nach dem Sport die Motivation ungemein.
Nicht lange nachdenken! Sie sind nur mäßig motiviert, wissen aber, dass Sie sich nach dem Sport viel besser fühlen und grübeln, ob Sie wirklich gehen sollten? Zählen Sie einen Countdown herunter, das stoppt die Gedanken. Zählen Sie laut 5-4-3-2-1 und gehen direkt los.
Polyneuropathie: Die wichtigsten Fragen von Betroffenen
Im Rahmen einer Therapie gegen Krebs und der Sorge um Nervenschäden aufgrund der Chemotherapie haben Betroffene häufig ähnliche Fragen. Wir beantworten Sie Ihnen.
Bei welchem Krebs kommt es zur Polyneuropathie?
Zwar kann eine Krebserkrankung selbst Ursache für eine Polyneuropathie sein, wenn es zu einer Vermehrung bestimmter Eiweißstoffe im Blut kommt (Paraproteinämie) und diese sich in und um die Nerven ablagern und so zu einer Nervenschädigung führen. Dies kann beispielsweise beim Multiplen Myelom vorkommen.
Polyneuropathische Beschwerden entstehen jedoch in den meisten Fällen durch die Behandlung der Krebserkrankung mit unterschiedlichen Krebsmedikamenten, den sogenannten Zytostatika.
Zytostatika haben nicht nur einen schädlichen Einfluss auf Krebszellen, sondern wirken sich auch auf gesunde Körperzellen aus. Einige von Ihnen sind neurotoxisch. Sie schädigen also die Nerven.
In diesem Fall spricht man von einer Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie (CIPN), die ca. 35% – 50% aller onkologischen Patient:innen zumindest zeitweise betrifft.
Ist die Polyneuropathie heilbar?
Die eigentliche Ursache, also die nervenschädigende Wirkung der Therapie lässt sich nicht behandeln. Aktuell ist kein Medikament verfügbar, um die Nerven während der Therapie zu schützen. Aus diesem Grunde ist eine frühzeitige unterstützende Behandlung der Beschwerden entscheidend, um den Verlauf der Polyneuropathie zu mildern.
Die gute Nachricht: In vielen Fällen bildet sich die Polyneuropathie allmählich selbst wieder zurück, sobald die Behandlung abgeschlossen ist.
Bei welcher Chemotherapie muss ich mit einer Polyneuropathie rechnen?
Die Sorge, eine Polyneuropathie als Nebenwirkung der Chemotherapie zu entwickeln, ist bei vielen Betroffenen groß. Doch nicht jeder Wirkstoff führt zur Schädigung der Nerven.
Einige Wirkstoffe, die zur Krebsbehandlung eingesetzt werden, führen verstärkt zum Auftreten einer Polyneuropathie, während bei anderen eine Nervenschädigung äußerst selten ist.
Die untenstehende Tabelle listet Wirkstoffe auf, die vermehrt zur Polyneuropathie führen.
Wirkstoff | Häufigkeit einer Polyneuropathie |
Platinhaltige | |
Cisplatin | häufig |
Carboplatin | ähnlich häufig wie Cisplatin |
Oxaliplatin | sehr häufig |
Taxane | |
Paclitaxel | häufig |
Docetaxel | seltener als bei Paclitaxel |
Vinca-Alkaloide | |
Vincristin | fast immer |
Vinblastin, Vinorelbin | seltener als bei Vincristin |
Andere | |
Thalidomid | häufig |
Penalidomid, Pomalidomid | seltener als bei Thalidomid |
Bortezomib | häufig |
Quelle: Hamburger Krebsgesellschaft e.V. Wenn Füße und Hände kribbeln und schmerzen – Polyneuropathie durch Chemotherapie (CIPN)
Wie lange dauert eine Polyneuropathie nach Chemo?
Die Dauer der Beschwerden hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab, beispielsweise vom Wirkstoff, der Dosisintensität und Schädigung der Nerven. Die Beschwerden der Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie (CIPN) können sich daher innerhalb von einigen Monaten bessern oder gar vollständig zurückbilden. In besonders ausgeprägten Fällen ist die Polyneuropathie jedoch nicht reversibel und somit dauerhaft.
Was verschlimmert die Polyneuropathie (CIPN)?
Die Schädigung Ihrer Nerven kann zunehmen, solange das auslösende Medikament unverändert weiter verabreicht sind. Da es sich hierbei um eine Risiko-Nutzen-Abwägung handelt, ist dringend empfohlen, die für Sie in Frage kommenden Möglichkeiten mit Ihrem onkologischen Behandlungsteam zu diskutieren.
Auch starke Temperaturschwankungen, sowie ein Mangel an Vitamin B12, können die Beschwerden verschlechtern.
Leben und Alltag mit Polyneuropathie
Sind Sie von einer Polyneuropathie betroffen, stellen Sie möglicherweise fest, dass vieles nicht mehr so leicht und schnell wie zuvor geht. Ihr Umfeld kann Ihnen hierbei eine große Hilfe sein. Für Angehörige ist es oft sehr hilfreich, wenn sie praktisch helfen können, um Ihnen so Ihre Unterstützung zu zeigen. Scheuen Sie sich also nicht, Ihre Liebsten nach Unterstützung bei Tätigkeiten, die nicht mehr gut klappen, zu fragen – auch wenn es Ihnen schwerfällt und Sie nicht zur Last fallen wollen.
In vielen Lebensbereichen können Sie mithilfe kleiner Veränderungen oder Hilfsmitteln Ihren Alltag erleichtern. Einige Beispiele für verschiedene Tätigkeiten zur Inspiration:
Tipps für angenehme Bekleidung
- Lockere Kleidung, die nicht reibt aus weichen, angenehmen Materialien
- Knöpfe und zarte Verschlüsse meiden
- Strumpfanziehhilfen nutzen und Falten in den Strümpfen vermeiden
- Ausreichend weite Schuhe, die den Fuß fest umschließen
- Klettverschluss anstelle von Schnürsenkeln
- Handschuhe, Schal und dicke Socken gegen Temperaturschwankungen
Alltägliche Aufgaben
- Griffhilfen zum Öffnen von Flaschen oder Gläsern nutzen
- Nagelclipper anstelle einer Nagelschere nutzen
- Handschuhe zum Abspülen tragen und mit handwarmem Wasser spülen
- Wassertemperatur beachten und Badethermometer nutzen
- Ofenhandschuhe oder Topflappen auch für sehr kalte und lauwarme Gegenstände nutzen.
- Langes und häufiges Stehen vermeiden, z.B. im Sitzen bügeln.
Sicher stehen, sicher gehen
- Bei erhöhter Sturzgefahr Gehstock oder Rollator nutzen
- Lichter in der Dämmerung anschalten, um Stolpern vorzubeugen
- Stolperfallen in der Wohnung beseitigen (lose Teppichkanten, Antirutschmatten unter Teppiche, usw.)
- Dusche und Wanne mit Anti-Rutschmatten auslegen
Quellenangaben
(Abruf am 15.07.2023)
- Hamburger Krebsgesellschaft: Wenn Füße und Hände kribbeln – Polyneuropathie durch Chemotherapie (CIPN)
- dkfz: Neuropathie bei Krebspatienten: Beschwerden lindern
- dkfz: Neuropathie bei Krebs: Vorbeugen mit Kälte und Kompression
- dkfz: Nervenschäden und Hörstörungen bei Krebs: Erkennen und lindern
- DKG Onko Internetportal: Neuropathie – Nervenschäden bei Krebs
- Selpers: Polyneuropathie bei Krebs verstehen
- Bitzer Sporttherapie: Tipps & Bewegung bei Polyneuropathie
- Bildverweise: envato elements, Copyright: Dimaberlin, seventyfourimages, romankosolapov, DragonImages, seventyfourimages, westend61
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