Multiples Myelom Rezidiv: Belantamab Mafodotin – Ergebnisse der DREAMM-7-Studie
Belantamab Mafodotin in der Behandlung des Multiplen Myelom Rezidivs: Ergebnisse der DREAMM-7-Studie mit Update vom Kongress der American Society of Hematology (ASH) 2024
Das Multiple Myelom ist eine Krebserkrankung des Knochenmarks. Besonders für PatientInnen mit einem Rückfall, einem sogenannten Rezidiv, ihres Multiplen Myeloms werden innovative Behandlungsansätze dringend benötigt. Die DREAMM-7-Studie untersuchte eine neue Kombinationstherapie mit Belantamab Mafodotin, einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC), das gegen das BCMA-Protein auf Myelomzellen gerichtet ist, zusammen mit Bortezomib und Dexamethason (BVd). Diese Kombination wurde mit der etablierten Therapie Daratumumab, Bortezomib und Dexamethason (DVd) verglichen.
Was ist Belantamab Mafodotin?
Belantamab Mafodotin ist ein Antikörper-Wirkstoff Konjungat (Antibody-Drug-Conjungate, ADC). Einfach gesagt: Es handelt sich um einen “intelligenten Transporter”, der einen Chemotherapie-Wirkstoff gezielt in Tumorzellen schleust. Der Antikörper erkennt ein spezielles Eiweiß auf der Oberfläche von Myelomzellen (das BCMA Protein), bindet daran und setzt die Chemotherapie nur dort frei, wo sie gebraucht wird. Dadurch können gesunde Zellen geschont werden.
Wie funktionieren Antikörper-Wirkstoff-Konjungate am Beispiel von Belantamab Mafodotin
Die Behandlung funktioniert in drei Schritten:
1. Der Antikörperanteil im Medikament erkennt das Zieleiweiß BCMA, das vermehrt auf Myelom-Zellen vorkommt.
2. Nach der Bindung wird das Medikament von der Krebszelle aufgenommen.
3. Der Chemotherapie-Wirkstoff wird innerhalb der Zelle freigesetzt und zerstört diese gezielt.
Design der DREAMM-7-Studie
In der Phase-3-Studie DREAMM-7 wurden 494 Patienten mit rezidiviertem oder refraktären Multiplen Myelom, die mindestens eine vorherige Therapie erhalten hatten, eingeschlossen. Die Patienten wurden zufällig einer der beiden Behandlungsgruppen zugeordnet:
• BVd-Gruppe: Belantamab Mafodotin, Bortezomib und Dexamethason
• DVd-Gruppe: Daratumumab, Bortezomib und Dexamethason
Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS), während sekundäre Endpunkte das Gesamtüberleben (OS), die Dauer der Remission (DOR) und der MRD (Minimale Resterkrankung)-negative Status umfassten.
Ergebnisse der DREAMM-7-Studie
Wirksamkeit
- PatientInnen, die mit BVd behandelt wurden, lebten im Durchschnitt fast drei Jahre (36,6 Monate) ohne ein Fortschreiten der Krankheit. Zum Vergleich: Mit DVd waren es etwa 13 Monate. Das Risiko, dass die Erkrankung weiter voranschreitet oder die Patienten sterben, war bei BVd um 59 % geringer.
- Gesamtüberleben: Nach 18 Monaten waren 84 % der BVd-Patienten noch am Leben, während es in der DVd-Gruppe 73 % waren.
- Krankheitsfreiheit: Eine besonders tiefe Remission ohne nachweisbare Resterkrankung (MRD-negativ) wurde bei 25 % der BVd-Patienten erreicht, verglichen mit 10 % in der DVd-Gruppe.
Sicherheit
- Die meisten Patienten (95 %) in der BVd-Gruppe hatten schwere Nebenwirkungen, wie sie bei intensiven Krebstherapien üblich sind. In der DVd-Gruppe lag dieser Anteil bei 78 %.
- Augenprobleme: Bei 79 % der BVd-Patienten traten Sehstörungen auf, die mit Anpassungen der Dosis behandelt wurden. In den meisten Fällen besserten sich diese Probleme nach einer Unterbrechung der Therapie oder Verlängerung des Therapieintervalls.
Aktualisierte Ergebnisse vom ASH 2024
Auf der diesjährigen Tagung der American Society of Hematology wurden weitere Daten zu Dauer der Remission (DOR) und des Gesamtüberlebens präsentiert.
Patienten in der BVd-Gruppe blieben im Durchschnitt fast drei Jahre (35,6 Monate) in Remission, während es in der DVd-Gruppe etwa 18 Monate waren.
Auch die Daten zum Vorteil beim 18-Monate Gesamtüberleben konnten mit einer jetzt längeren Nachbeobachtungszeit bestätigt werden.
Interessanterweise war auch nach einer weiteren Therapie die Zeit bis zur nächsten Verschlechterung der Erkrankung (PFS2) in der BVd-Gruppe deutlich länger.
Ausblick
Die DREAMM-7-Studie zeigt, dass die Kombination aus Belantamab Mafodotin, Bortezomib und Dexamethason (BVd) bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplen Myelom signifikant bessere Ergebnisse erzielte als die Standardtherapie DVd. Besonders hervorzuheben ist das längere progressionsfreie Überleben, das längere Gesamtüberleben sowie die höhere Rate an MRD-Negativität.
Trotz der beeindruckenden Wirksamkeit ist das Nebenwirkungsprofil, insbesondere die häufigen Augenprobleme, ein Aspekt, der in der klinischen Praxis berücksichtigt werden muss. Dennoch könnte BVd eine neue Standardtherapie für PatientInnen darstellen, die keine CAR-T-Zelltherapie oder Bispezifische Antikörper (BiTEs) erhalten können.
Weitere Langzeitdaten werden erwartet, um den Stellenwert dieser Kombination langfristig zu bewerten.
Eine Kombinationsbehandlung aus Belantamab wird aktuell unter anderem in der DREAMM-9 Studie auch bei PatientInnen mit neu diagnostiziertem Multiplen Myelom, bei denen keine autologe Stammzelltransplantation geplant ist, untersucht
Disclaimer:
Belantamab Mafodotin ist derzeit noch nicht für den Einsatz in der 2. Therapielinie zugelassen. Patienten sollten sich an ihre behandelnden Ärzte wenden, um sich über verfügbare Optionen zu informieren.
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Quellen:
Hungria V. et al. Belantamab Mafodotin, Bortezomib, and Dexamethasone for Multiple Myeloma Published June 1, 2024 N Engl J Med 2024;391:393-407 DOI: 10.1056/NEJMoa2405090 VOL. 391 NO. 5 Link zum Originalartikel
Hungria V. et al. 772 Belantamab Mafodotin, Bortezomib, and Dexamethasone Vs Daratumumab, Bortezomib, and Dexamethasone in Relapsed/Refractory Multiple Myeloma: Overall Survival Analysis and Updated Efficacy Outcomes of the Phase 3 Dreamm-7 Trial Link zum Abstract