Bispezifische Antikörper beim Multiplen Myelom im Fokus

Bispezifische Antikörper Multiples Myelom, Teclistamab, Talquetamab und Elranatamab

Bispezifische Antikörper beim Multiplen Myleom: Aktueller Stand

Bispezifische Antikörper markieren einen großen Fortschritt in der Behandlung des Multiplen Myeloms. Sie eröffnen Patienten, die nur noch wenige Therapieoptionen haben, eine neue Perspektive.

Was sind bispezifische Antikörper?

Bispezifische Antikörper können zwei verschiedene Moleküle im Körper gleichzeitig binden. Einer der beiden Arme bindet an die Krebszellen – beim Multiplen Myelom häufig das Molekül BCMA (B-Zell-Reifungsantigen) oder GPRC5D. Der andere Arm aktiviert T-Zellen, die „Killerzellen“ des Immunsystems. Diese präzise Verbindung ermöglicht es den T-Zellen, die Myelomzellen gezielt anzugreifen und zu zerstören.

Aktuell zugelassene bispezifische Antikörper

Teclistamab

Teclistamab richtet sich gegen das BCMA-Molekül auf den Myelomzellen und aktiviert gleichzeitig die T-Zellen. Es ist zugelassen für Patienten, die bereits mindestens drei andere Behandlungsformen erhalten haben.

Die Wirksamkeit wurde in der Studie MajesTEC-1 untersucht. Bei 63 % der Patienten konnte das Myelom vollständig zurückgedrängt werden. Die behandelten Patienten blieben im Durchschnitt 11,3 Monate ohne Krankheitsrückfall.

Talquetamab

Talquetamab funktioniert ähnlich, bindet jedoch an ein anderes Zielmolekül auf den Krebszellen: GPRC5D. Auch dieses Medikament ist für Patienten zugelassen, die mindestens drei andere Behandlungen durchlaufen haben.

Die Studie MonumenTAL-1 untersuchte zwei Dosierungspläne (wöchentliche oder zweiwöchentliche Gabe). Über 70 % der Patienten sprachen auf die Therapie an, und bis zu 40 % zeigten einen vollständigen Rückgang der Krankheit. Die Patienten blieben im Durchschnitt zwischen 7,5 und 11,2 Monaten krankheitsfrei.

Elranatamab

Elranatamab zielt ebenfalls auf BCMA und aktiviert die T-Zellen. Es wird bei Patienten eingesetzt, die bereits mehrere Therapien hinter sich haben.

Die Wirksamkeit wurde in der Studie MagnetisMM-3 getestet. 61 % der Patienten zeigten ein Ansprechen auf die Behandlung, und bei 37 % war die Krankheit vollständig unter Kontrolle. Die Zeit bis zum Fortschreiten der Krankheit betrug im Median 17,2 Monate.

Nebenwirkungen von Bispezifischen Antikörpern – Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Bispezifische Antikörper haben ein ähnliches Nebenwirkungsprofil. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

  • Blutbildveränderungen: Eine Blutarmut (Anämie) oder eine Schwäche des Immunsystems, wodurch Infektionen häufiger auftreten können.
  • Immunreaktionen:
    • Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS): Dabei reagiert das Immunsystem über, was sich meist durch Fieber zeigt. Seltener können niedriger Blutdruck oder Atemprobleme auftreten. Diese Nebenwirkung tritt bei 57–79 % der Patienten auf, ist jedoch oft mild.
    • Neurotoxizität (ICANS): Eine vorübergehende Beeinträchtigung des Nervensystems, wie Verwirrtheit oder Sprachprobleme. Diese Nebenwirkung tritt bei 3–14 % der Patienten auf.
  • Spezielle Nebenwirkungen bei Talquetamab:
    • Veränderungen des Geschmacks, sowie Haut- und Nagelveränderungen, die sich meist von selbst zurückbilden

Die meisten Nebenwirkungen treten vor allem in den ersten Wochen der Behandlung auf und lassen sich durch engmaschige Überwachung gut kontrollieren.

Was bedeuten diese Ergebnisse für PatientInnen?

Bispezifische Antikörper markieren einen großen Fortschritt in der Behandlung des Multiplen Myeloms. Sie eröffnen Patienten, die nur noch wenige Therapieoptionen haben, eine neue Perspektive. Dieser Fortschritt spiegelt sich auch in den aktuellen deutschen Leitlinien wider, in denen die Therapie mit bispezifischen Antikörpern mittlerweile als Standard verankert ist.

Dennoch ist weitere Forschung nötig, um die Behandlung noch sicherer und wirksamer zu machen und sie für mehr Patienten zugänglich zu gestalten.

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