Monoklonale Gammopathie (MGUS) oder Multiples Myelom – was ist der Unterschied?

Blogbeitragsbild zu monoklonale Gammopathie (MGUS) oder Multiples Myelom - was ist der Unterschied?

Gut zu wissen: Monoklonale Gammopathie (MGUS) oder Multiples Myelom – was ist der Unterschied?

Wenn bei einer Blutuntersuchung zufällig ein sogenanntes monoklonales Protein entdeckt wird, steht oft die Frage im Raum: Handelt es sich „nur“ um eine monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) oder bereits um ein Multiples Myelom? Die Unterscheidung ist wichtig, da die monoklonale Gammopathie in der Regel keine Beschwerden macht und nur überwacht wird, während das Multiple Myelom eine behandlungsbedürftige Krebserkrankung ist.

Was ist eine monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS)?

  • Definition: Eine monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz ist eine gutartige Krebsvorstufe, bei der bestimmte Antikörper (Immunglobuline) im Blut vermehrt gebildet werden.

  • Häufigkeit: MGUS ist relativ häufig, vor allem bei älteren Menschen. Etwa 3–4 % der über 50-Jährigen sind betroffen.

  • Symptome: MGUS verursacht meist keine Beschwerden und wird oft zufällig bei Bluttests entdeckt.

  • Risiko: Pro Jahr entwickeln etwa 1 % der Betroffenen der Betreffonen Personen ein Multiples Myelom oder eine verwandte Erkrankung.

Was ist das Multiple Myelom?

Das Multiple Myelom ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, bei der sich krankhafte Plasmazellen unkontrolliert vermehren. Typische Symptome sind Knochenschmerzen, Blutarmut, Infektanfälligkeit oder Nierenprobleme. Anders als bei einer MGUS ist beim Multiplen Myelom eine Behandlung notwendig – mit Medikamentenkombinationen, Stammzelltransplantation oder modernen Immuntherapien.

Diagnosekriterien: MGUS, schwelendes Myelom und Multiples Myelom

Monoklonale Gammopathie (MGUS) oder Multiples Myelom – was ist der Unterschied?

Vor der Entscheidung über eine Behandlung ist es wichtig, die genaue Diagnose zu stellen. Die Abgrenzung zwischen einer monoklonalen Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS), einem schwelenden Myelom (SMM) und einem symptomatischen Multiplen Myelom ist entscheidend. Die International Myeloma Working Group (IMWG) hat klare Kriterien definiert:

MGUS (Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz):

  • Klonale Plasmazellen im Knochenmark: < 10 %
  • Monoklonales Protein (M-Protein) im Serum: < 30 g/l
  • Keine Symptome oder Endorganschäden

Schwelendes Myelom (Smoldering Myeloma):

Dies ist ein Zwischenstadium. Eiweißwerte im Blut und Urin sowie Plasmazellen im Knochenmark können schon deutlich erhöht sein.

  • Klonale Plasmazellen im Knochenmark: 10-60 %
  • Monoklonales Protein im Serum: ≥ 30 g/l und/oder im Urin: ≥ 500 mg/24 h
  • Keine Symptome oder Endorganschäden

Multiples Myelom:

  • Klonale Plasmazellen im Knochenmark: ≥ 10 %
  • Zusätzliche Kriterien wie Endorganschäden oder Risikofaktoren liegen vor. Ist ein SLiM-CRAB-Kriterium (Erhöhter Kalziumspiegel im Blut, Niereninsuffizienz, Anämie, Nachweis von Knochenläsionen/Osteolyse in der Bildgebung) erfüllt liegt ein behandlungsbedürftiges Multiples Myelom vor.
Schematische Darstellung MGUS, schwelendes Multiples Myelom (SMM) bis zum symptomatischen Multiplen Myleom

Warum ist die Unterscheidung wichtig?

  • MGUS erfordert keine Behandlung, sondern lediglich regelmäßige Kontrollen beim Hämatologen.

  • Multiples Myelom muss aktiv behandelt werden, da es unbehandelt fortschreitet und lebensbedrohlich ist.

  • Die frühe Erkennung ermöglicht eine rechtzeitige Therapie und bessere Prognosen.

Zusammenfassung MGUS vs. Multiples Myelom

Nicht jede monoklonale Gammopathie bedeutet automatisch Krebs. MGUS ist eine häufige, meist harmlose Vorstufe, die jedoch ein gewisses Risiko birgt, in ein Multiples Myelom überzugehen. Ein Multiples Myelom muss nicht immer sofort behandelt werden. Die Entscheidung hängt von den diagnostischen Kriterien und den individuellen Beschwerden des Patienten ab. Die SLiM-CRAB-Kriterien bieten eine klare Orientierung, wann eine Therapie notwendig ist.

Monoklonale Gammopathie (MGUS) oder Multiples Myelom – was ist der Unterschied? – Häufig gestellte Fragen (FAQ)

MGUS ist eine klinisch stille Vorstufe: Im Blut findet sich ein bestimmtes Eiweiß – das sogenannte monoklonale Protein oder M-Protein – aber ohne krankhafte Symptome oder Veränderungen im Körper. Diese Form ist nicht behandlungsbedürftig, birgt jedoch ein gewisses Risiko, sich zu einem Multiplen Myelom oder anderen ernsthaften Erkrankungen weiterzuentwickeln

MGUS kommt mit dem Alter häufiger vor: Bei etwa 3 % der Menschen über 50 Jahre, in der Altersgruppe über 70 sogar bei 5 %

Viele Betroffene wissen nichts von ihrer Diagnose – MGUS wird meistens zufällig im Bluttest entdeckt

Nicht alle MGUS-Fälle verlaufen gleich:

  • Das jährliche Risiko, dass sich aus einem MGUS ein Multiples Myelom oder eine verwandte Erkrankung entwickelt, liegt bei etwa 1–1,5 % (bei „klassischem“ MGUS mit schwerer Immunglobulin-Kette) und bei 0,3 % für den Leichtketten-Typ.

  • Am höchsten ist das Risiko bei Patienten, deren M-Protein hoch ist, der freie Leichtkettenquotient im Blut auffällig ist oder bei denen ein nicht-IgG-MGUS (also zum Beispiel die IgA-Schwerkette betroffen ist) vorliegt.

  • Mit allen drei Risikofaktoren liegt die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von 20 Jahren eine weiterführende Erkrankung zu entwickeln, bei über 50 %, während sie ohne Risikofaktoren bei etwa 5 % liegt

Bei den meisten Menschen bleibt ein MGUS zeitlebens stabil, ohne dass sich daraus eine ernsthafte Krankheit entwickelt. Dennoch besteht ein gewisses Risiko, dass es im Laufe der Zeit zu Folgeerkrankungen kommt. Dazu gehören vor allem:

  • Multiples Myelom: eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks mit typischen Symptomen wie Knochenschmerzen, Blutarmut oder Nierenproblemen.

  • Morbus Waldenström: ein seltener Lymphdrüsenkrebs, bei dem das Immunsystem durch eine Fehlproduktion von Antikörpern geschwächt wird.

  • Amyloidose (AL-Amyloidose): hier lagern sich Eiweißreste (sogenanntes Amyloid) in Organen wie Herz oder Niere ab und können deren Funktion beeinträchtigen.

  • Andere Lymphome oder chronische Leukämien, die aus der gleichen Zellreihe entstehen können.

Das Risiko für solche Erkrankungen ist individuell unterschiedlich und hängt von bestimmten Faktoren ab – zum Beispiel der Menge und Art des M-Proteins im Blut. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen beim Hämatologen wichtig, um frühzeitig Veränderungen zu erkennen.

Die passende Studie zu Ihrer Krebserkrankung

Möchten Sie wissen, ob eine klinische Studie für Ihre individuelle Situation in Frage kommt? Schreiben Sie uns über das Kontaktformular. Wir finden die passende Studie für Sie – kostenlos und unabhängig.

Informieren Sie sich bereits jetzt über aktuelle Therapie-Studien beim Multiplen Myelom

Quellenangabe

Onkopedia Leitlinien: Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz Link, Multiples Myelom Link

International Myeloma Working Group (IMWG) Link

Über den iuvando Patientenblog

Wir brennen für Wissenschaft und wollen Ihnen komplizierte Themen rund um die Krebsforschung einfach verständlich machen, die neuesten Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten teilen und mit Ihnen nützliche Tipps für das Leben mit Krebs austauschen.

Wir freuen uns, wenn Sie uns hier oder auf unseren Social Media Kanälen Facebook und instagram begleiten.