Diagnoseverfahren erklärt: Wie funktioniert eine Lungenbiopsie mittels Bronchoskopie?
Die Bronchoskopie, auch Lungenspiegelung genannt, ist eine der häufigsten Untersuchung zur Durchführung einer Lungenbiopsie, um bösartige Veränderungen, wie Lungenkrebs, zu bestätigen oder auszuschließen. In diesem Patienten-Ratgeber erfahren Sie alles, was Sie über die Bronchoskopie und Lungenbiopsie wissen müssen.
Die Lungenbiopsie per Bronchoskopie: Sichere Diagnosemöglichkeit bei Verdacht auf Lungenkrebs
Hat Ihre Ärztin oder Arzt Ihnen nahegelegt, eine Lungenbiopsie im Rahmen einer Bronchoskopie durchführen zu lassen? Dies ist meist der Fall, wenn bildgebende Verfahren, wie eine Computertomographie (CT) Veränderungen im Lungengewebe aufweisen, die möglicherweise bösartig sein können. Diesen Verdacht auf Lungenkrebs gilt es zu bestätigen oder auszuschließen. Hierfür ist die Entnahme einer Gewebeprobe, auch Biopsie genannt, notwendig. Nur anhand der Beurteilung einer Gewebeprobe unter dem Mikroskop durch einen erfahrenen Pathologen (Histologie) kann eine Krebsdiagnose gestellt werden.
Die häufigste Methode für eine Lungenbiopsie ist die Bronchoskopie (Lungenspiegelung).Eine Voraussetzung ist dabei die Lage der Veränderungen, also dass der betroffene Bereich vom Bronchialsystem aus erreichbar ist. Ist dies nicht der Fall, kommt eine CT-gesteuerte Punktion von außen eher infrage.
Was ist eine Bronchoskopie?
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann während der Bronchoskopie die Bronchien und ihre Verzweigungen mithilfe eines optischen Geräts, dem Bronchoskop begutachten. Das Bronchoskop ist üblicherweise ein dünner und flexibler Schlauch von etwa 3-6mm Durchmesser, der am vorderen Ende mit einer kleinen Kamera und Lichtquelle ausgestattet ist und vorgeschoben wird, um eine klare Sicht auf die Atemwege zu ermöglichen. Um eine Gewebeprobe (Biopsie) entnehmen zu können, kann neben einer Aspirationsnadel (Nadelaspiration) auch eine dünne Biopsiezange oder Bürste zur Gewinnung einer “Bürstenzytologie” durch das Bronchoskop geführt werden.
Die Untersuchung findet mithilfe einer Kurznarkose statt und zählt zu den am wenigsten invasiven Möglichkeiten, um eine Lungenbiopsie zu ermöglichen.
Die Bronchoskopie mit EBUS-TBNA
Eine Bronchoskopie mit EBUS-TBNA ist der Standard zur Gewinnung einer Gewebeprobe. Sie ermöglicht detaillierte Informationen über die Lymphknoten und das umgebende Gewebe im Brustbereich zu erhalten.
EBUS steht für endobronchialer Ultraschall und ermöglicht der untersuchenden Person detaillierte Bilder von Ihrer Bronchialwand und der umliegenden Strukturen, Außerdem ermöglicht ein EBUS die Visualisierung der Lymphknoten, die sich außerhalb der Atemwege befinden, aber nahe genug sind, um per Ultraschall untersucht zu werden. Der EBUS erlaubt möglichst zielgenau eine Probe aus dem betroffenen Bereich zu entnehmen, da sich krankhaft verändertes Lungengewebe anders darstellt als gesundes.
TBNA steht für Transbronchiale Nadelaspiration und beschreibt die Möglichkeit, Gewebeproben aus den untersuchten Lymphknoten oder umliegenden Gewebe zu entnehmen. Hierbei wird eine Punktionsnadel über die Lungenspiegelung in das Bronchialsystem eingeführt. Die Punktion selbst erfolgt mit Hilfe einer Nadelaspiration. Hierbei wird Zellmaterial aus dem betroffenen Bereich durch die Punktionsnadel angesaugt.
Aus diesem Grund wird die TBNA in der Regel mit dem EBUS kombiniert, um sicherzustellen, dass ggf. Tumorgewebe punktiert wird und nicht das benachbarte gesunde Lungengewebe.
Wann braucht man eine Bronchoskopie?
Bei Verdacht auf Lungenkrebs ist die Bronchoskopie die wichtigste Untersuchung. Eine Bronchoskopie hat jedoch verschiedene weitere Einsatzzwecke, wie
- Gewinnung von Gewebeproben im Rahmen der Lungenbiopsie
- Erregernachweis bei Infektionen der Lunge wie Lungenentzündung/Pneumonie z.B. durch Gewinnung einer Bakterienkultur im Rahmen einer Spülung (Bronchioaleveoläre Lavage, BAL)
- Abklärung von Auffälligkeiten der Atemwege und möglichen Verengungen der Bronchien
- Entfernung von Fremdkörpern
Welches Verfahren wird wann angewendet? Die starre vs. flexible Bronchoskopie
Die Lungenspiegelung ist mithilfe zweier Verfahren möglich, die starre Bronchoskopie und die flexible Bronchoskopie. Beide Verfahren haben ihre Vorteile und Unterschiede:
starre Bronchoskopie | flexible Bronchoskopie | |
Flexibilität des Instruments
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starr und unflexibel | biegsam |
Größe des Instruments | Größerer Durchmesser erlaubt eine direktere Sicht und Behandlung der Atemwege
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Kleinerer Durchmesser erlaubt eine bessere Beurteilung der äußeren Atemwegsverästelungen |
Einführroute
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idR. über den Mund | Nase oder Mund |
Anwendungsgebiete | · Größere Eingriffe
· Entnahme größerer Gewebeproben · Entfernung von Fremdkörpern |
· diagnostische Zwecke
· Entnahme von Biopsien · Beurteilung von Lungenkrankheiten oder Entzündungen
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Patient:innenkomfort | idR. über Vollnarkose | lokale Betäubung und Kurznarkose möglich
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Welches Verfahren angewendet wird, hängt daher von den spezifischen Anforderungen an die Untersuchung und den Bedürfnissen der Patientin ab und wird individuell entschieden.
Eine Lungenbiopsie ist nötig: Was Sie wissen müssen
Steht eine Bronchoskopie und Lungenbiopsie bevor, kann dies Angst machen, da viele Betroffene nicht wissen, was genau auf sie zukommt. Über die Behandlungsschritte der Untersuchung informiert zu sein, kann Ihnen helfen, Ihre Sorgen zu kontrollieren und aufkommende Fragen bereits vor der Untersuchung zu klären, um Ihnen die Nervosität soweit wie möglich zu nehmen.
Wie läuft die Bronchoskopie zur Gewinnung einer Lungenbiopsie ab?
Zur Bronchoskopie müssen Sie nüchtern erscheinen und haben die Möglichkeit, die Untersuchung in Kurznarkose durchführen zu lassen. Eine starre Bronchoskopie wird grundsätzlich unter Narkose durchgeführt.
Das Bronchoskop wird durch den Mund oder die Nase in die Atemwege eingeführt. Hierfür erhalten Sie vorab eine örtliche Betäubung der Schleimhäute mit einem Spray, um Ihren Würgereiz zu unterdrücken. Dies kann unangenehm empfunden werden.
Durch das Bronchoskop schiebt Ihre Ärztin oder Ihr Arzt eine Kamera, sowie kleine Geräte vor, um die Untersuchung durchzuführen. Für die Lungenbiopsie gibt es je nach Lokalisation verschiedene Geräte und Möglichkeiten, die individuell ausgewählt werden. So wird eine Biopsiezange vorgeschoben, mit deren Hilfe verdächtiges Gewebe aus der Bronchialwand ausgeknipst werden kann. Eine Nadel dient zur Gewinnung von Proben aus dem weicheren Lungengewebe und eine Bürste entnimmt einen Abstrich von verdächtigen Veränderungen der Bronchialwand mit dem Zellen gewonnen werden können (Bürsten-Zytologie).
Krebszellen können auch mittels einer sog. Bronchiallavage (BAL) gewonnen werden. Hierfür werden Ihre Atemwege während der Bronchoskopie mit einer Salzlösung gespült und die Flüssigkeit anschließend wieder in ein steriles Röhrchen gesaugt. Anschließend erfolgt die Beurteilung der in der Spüllösung enthaltenen Zellen unter dem Mikroskop (Zytologie). Die Bronchiallavage wird außerhalb der Onkologie am häufigsten eingesetzt und dient dem Erregernachweis bei Infektionen, z.B. der Bestimmung der Bakterien, die eine Lungenentzündung (Pneumonie) verursachen, um dann eine gezielte antibiotische Behandlung einleiten zu können (Auswahl des wirksamsten Antibiotikums).
Nach Abschluss der Untersuchung werden Sie in einen Aufwachraum geschoben, wo Sie die Kurznarkose unter Beobachtung und Überwachung Ihrer Vitalwerte (V.a. Sauerstoffsättigung, Überwachung der Atemfunktion) ausschlafen können. In einigen Fällen ist es nach der Untersuchung nötig, zur Beobachtung im Krankenhaus zu bleiben.
Auch sollten Sie aufgrund der Betäubung Ihres Rachenraums einige Stunden nach der Untersuchung nüchtern bleiben und weder essen noch trinken, um ein Verschlucken zu vermeiden.
Wie lange dauert die Bronchoskopie mit Lungenbiopsie?
Die Untersuchung selbst dauert in der Regel etwa 10 bis 15 Minuten, seltener bis zu 30 Minuten. Hinzu kommt die Zeit für die Vorbereitung der Untersuchung und etwaige Aufwachzeiten nach einer Narkose oder Sedierung.
Welche Risiken sind mit einer Bronchoskopie verbunden?
Zwar wird die Bronchoskopie von Betroffenen als unangenehm empfunden, gehört aus medizinischer Sicht jedoch zu den wenig riskanten Untersuchungen.
Die meisten Betroffenen berichten lediglich von kurzzeitigem Halskratzen oder Halsschmerzen durch die Betäubung der Atemwege und das Einführen des Bronchoskopieschlauchs.
Dennoch kann eine Bronchoskopie in seltenen Fällen unerwünschte Komplikationen nach sich ziehen, dazu gehören:
- Herzrhythmusstörungen und Kreislaufbeschwerden
- Blutungen durch Verletzungen während der Gewebeentnahme
- Pneumothorax: Ein Pneumothorax ist ein medizinischer Notfall, bei dem Luft zwischen Lunge und Rippen gelangt und zum Zusammenfallen der Lunge führt.
Achten Sie darauf, dass Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Sie ausführlich über mögliche Risiken aufklärt und Ihre Fragen beantwortet.
Was passiert nach der Lungenbiopsie mit den entnommenen Gewebeproben?
Nach der Biopsie wird die Probe in einem Labor oder pathologischen Institut mikroskopisch auf krankhafte Veränderungen untersucht (Histologie oder Zytologie).
Außerdem werden Gewebeproben genutzt, um den Tumor und sein Erbgut (DNA) mithilfe weiterer Untersuchungen genauer zu beurteilen. Das nennt sich molekularpathologische Diagnostik. Sie dient z.B. dazu, Genveränderungen und Biomarker zu finden, die eine gezielte Therapie dieses speziellen Tumors möglich machen.
Neben bereits zugelassenen Wirkstoffen werden für verschiedene Genveränderungen und Marker Wirkstoffe in klinischen Studien erprobt und können so eine weitere Behandlungsmöglichkeit für Ihre Lungenkrebserkrankung darstellen.
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Die wichtigsten Fragen von Betroffenen zur Lungenbiopsie per Bronchoskopie
Menschen, denen eine Bronchoskopie und Lungenbiopsie bevorsteht, haben häufig ähnliche Fragen. Wir beantworten sie Ihnen.
Wie gefährlich ist eine Bronchoskopie?
Die Bronchoskopie ist eine risikoarme, allerdings nicht vollkommen risikofreie Untersuchung. Insbesondere bei Biopsien kommt es gelegentlich zu leichten, in der Regel harmlosen Blutungen, die endoskopisch behandelt werden müssen.
Achten Sie bei der Wahl des Untersuchungszentrums darauf, dass es sich um eine Lungenfachklinik oder ein spezialisiertes Zentrum handelt. Hier werden besonders häufig Bronchoskopien durchgeführt und die Untersuchenden sind besonders erfahren.
Wie lange muss man bei einer Bronchoskopie mit Lungenbiopsie im Krankenhaus bleiben?
Um selten auftretende Komplikationen nach der Lungenbiopsie zu vermeiden, empfiehlt Ihnen Ihr Behandlungsteam möglicherweise eine Beobachtung im Krankenhaus. Diese kann 1-3 Nächte dauern und wird Ihnen individuell mitgeteilt.
Ist eine Lungenbiopsie schmerzhaft?
Ihre Atemwege haben keine Schmerzrezeptoren, deshalb ist die Biopsie selbst schmerzlos. Da die Gewebeentnahme üblicherweise unter einer Sedierung, also im Dämmerschlaf (Kurznarkose), durchgeführt wird, bekommen Sie die Probengewinnung nicht mit. Jedoch wird die Betäubung des Rachenraums vor der Bronchoskopie von Betroffenen als unangenehm wahrgenommen.
Warum und wie lange muss ich vor der Bronchoskopie nüchtern sein?
Für die Betäubung und Sedierung vor der Untersuchung ist es notwendig, dass Sie nüchtern zum Termin erscheinen und einen Tag vor der Untersuchung nicht rauchen. Wie lange Sie nicht essen und trinken sollen, erfahren Sie in Ihrem Aufklärungsgespräch.
Das Gebot der Nüchternheit gilt auch einige Stunden nach der Untersuchung, damit Sie sich aufgrund der Betäubung Ihres Rachens nicht gefährlich verschlucken können.
Quellenangaben
(Abruf am 05.02.2024)
- Leitlinienprogramm Onkologie: S3-Leitlinie Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms
- dkfz Krebsinformationsdienst: Diagnose Lungenkrebs: Untersuchungen bei Krebsverdacht
- DKG Onko-Internetportal: Diagnose von Lungenkrebs
- Lungeninformationsdienst: Bronchoskopie
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