Multiples Myelom Rezidiv: Neue Daten zur Kombinationsbehandlung mit Teclistamab und Talquetamab
Kombinationstherapie Teclistamab und Talquetamab beim Multiplen Myelom Rezidiv: Neue Daten der RedirecTT-1-Studie vom IMS-Kongress 2024
Das Multiple Myelom ist eine Krebserkrankung des Knochenmarks. Besonders für PatientInnen mit einem Rückfall, einem sogenannten Rezidiv, ihres Multiplen Myeloms werden innovative Behandlungsansätze dringend benötigt. Eine vielversprechende Entwicklung ist die Kombination der bispezifischen Antikörper Teclistamab und Talquetamab, die zusammen in der Phase-1b-RedirecTT-1-Studie untersucht werden.
Wie funktioniert die Kombinationstherapie?
Teclistamab und Talquetamab sind sogenannte bispezifische Antikörper (T-Cell-Engager; BiTE). Bispezifische Antikörper können zwei verschiedene Moleküle im Körper gleichzeitig binden. Einer der beiden Arme bindet an die Krebszellen – beim Multiplen Myelom häufig das Molekül BCMA (B-Zell-Reifungsantigen) oder GPRC5D. Der andere Arm aktiviert T-Zellen, die „Killerzellen“ des Immunsystems. Teclistamab richtet sich gegen BCMA (B-cell Maturation Antigen), während Talquetamab auf GPRC5D (G protein–coupled receptor family C group 5 member D) abzielt. Beide Proteine sind auf der Oberfläche der Myelomzellen überdurchschnittlich stark ausgeprägt.
Studiendesign und PatientInnen-Profil
Die RedirecTT-1-Studie untersucht die Sicherheit und Wirksamkeit der Kombinationstherapie mit Teclistamab und Talquetamab bei Patientinnen mit fortgeschrittenem/rezidivierten Multiplem Myelom in unterschiedlichen Dosisstufen. Die Teilnehmenden waren zuvor bereits umfassend behandelt worden (im Mittel waren 4 Vortherapien erfolgt) und hatten Therapieresistenzen gegen mindestens drei Wirkstoffklassen entwickelt. Besonders bemerkenswert: 36 % der PatientInnen hatten eine extramedulläre Erkrankung (EMD), also eine Beteiligung von weiteren Organen durch das Multiple Myelom außerhalb des Knochenmarks, die gemeinhin schwer behandelbar gilt.
Ergebnisse der Studie
Die aktualisierten Ergebnisse mit einer mittleren Nachbeobachtungszeit von über 18 Monaten zeigten vielversprechende Ergebnisse bei 44 PatientInnen, die die höchste Dosisstufe und empfohlene Dosierung für die nächste Studienphase, erhalten hatten:
• 79,5 % der PatientInnen sprachen auf die Behandlung an, darunter erreichten 52,3 % der PatientInnen die ein komplettes Ansprechen ihrer Erkrankung.
• Dauer des Ansprechens: Nach 12 Monaten waren noch 91 % der PatientInnen in Remission.
• Nach einem Jahr lag die Rate der PatientInnen ohne Fortschreiten der Erkrankung bei 73,7 %.
Bei Patient*innen mit extramedullärem Befall ihres Multiplen Myeloms waren die Ergebnisse ebenfalls bemerkenswert: Es zeigte sich eine Gesamtansprechrate von 61,1 %, nach 12 Monaten waren noch 81% dieser PatientInnen in Remission.
Sicherheit und Nebenwirkungen
Die Therapie war im Allgemeinen gut verträglich, wobei das Sicherheitsprofil in der aktuellen Studie mit dem der Einzelsubstanzen übereinstimmte. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten:
• Zytokinsturm (CRS): Bei 75 % der Patient*innen (meist milder Verlauf, Grad 1–2).
• Geschmacksveränderungen und Hautreaktionen: Bei über 50 % der Behandelten.
• Infektionen: Diese traten bei 86,4 % der Patient*innen auf, wobei schwere Infektionen bei 47,7 % dokumentiert wurden. Hierunter fielen u. a. Lungenentzündungen und COVID-19. Es wurden auch tödlich verlaufende Infektionen beobachtet.
• Hämatologische Nebenwirkungen wie eine Verminderung der Abwehrzellen ( Neutropenie) traten bei 68,2 % der PatientInnen auf. Eine Blutarmut (Anämie) wurde bei 40,9 % der PatientInnen beobachtet.
Dank prophylaktischer Maßnahmen wie der Gabe von antiviralen Medikamenten und Immunglobulinsubstitution konnten schwere Infektionskomplikationen in vielen Fällen gemindert werden.
Ausblick
Die Kombination von Teclistamab und Talquetamab zeigt im aktuellen Uptdate der RedirecTT-1-Studie eine vielversprechende Wirksamkeit und ein handhabbares Sicherheitsprofil bei Patient*innen mit schwer behandelbarem rezidivierten Multiplem Myelom. Besonders die hohen Ansprechraten und die dauerhaften Remissionen in der schwer zu behandelnden Gruppe von PatientInnen mit extramedullärem Myelombefall (EMD) unterstreichen das Potenzial dieser Therapie.
Die Kombinationsbehandlung aus Teclistamab und Talquetamab wird aktuell unter anderem in der Phase-3 MonumenTAL-6 Studie untersucht
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Quellen:
Cohen, Y., et al. Talquetamab + teclistamab in patients with relapsed/refractory multiple myeloma: Updated phase 1b results from RedirecTT-1 with >1 year of follow-up. Abstract #OA – 03. IMS 2024. September 27, 2024.
clinicaltrials.gov Link zur MonumenTAL-6 Studie