Multiples Myelom: Die CAR-T-Zell-Therapie mit Cilta-Cel im Fokus

Die Ergebnisse der CARTITUDE-4 und CARTITUDE-1 Studie mit Cilta-Cel als CAR-T-Zell Therapie beim Multiplen Myelom kurz erklärt.

Neue Perspektiven in der CAR-T-Zell-Therapie beim Multiplen Myelom: Die CARTITUDE-4 -Studie mit Cilta-Cel beleuchtet sowohl die Chancen als auch die Risiken dieser innovativen Behandlung.

Wie funktioniert eine CAR-T-Zell-Therapie?

Die CAR-T-Zell-Therapie ist eine personalisierte Form der Immuntherapie. Sie nutzt die körpereigenen Abwehrzellen – sogenannte T-Zellen –, um gezielt Krebszellen anzugreifen.

Der Ablauf:

  1. Entnahme: T-Zellen werden dem Patienten über das Blut entnommen.
  2. Modifikation: Diese Zellen werden im Labor genetisch verändert, sodass sie ein spezielles Protein (CAR = Chimeric Antigen Receptor) tragen. Dieses Protein erkennt das Zielmolekül BCMA, das auf den Myelomzellen vorkommt.
  3. Vermehrung: Die modifizierten T-Zellen werden im Labor vermehrt.
  4. Rückgabe: Nach einer Vorbereitungstherapie werden die Zellen dem Patienten zurückgegeben, wo sie die Krebszellen erkennen und zerstören sollen.

Dieser innovative Ansatz ist besonders wirkungsvoll, da die T-Zellen gezielt gegen die Zellen des Multiplen Myeloms vorgehen können.

Wirkmechanismus der gegen BCMA gerichteten CAR-T-Zell Therapie mit Cilta-Cel beim Mutliplen Myelom kurz erklärt

Cilta-Cel als CAR-T-Zell-Therapie beim Multiplen Myelom

Cilta-Cel ist ein speziell entwickeltes CAR-T-Zell-Produkt für PatientInnen mit Multiplem Myelom, bei denen herkömmliche Therapien nicht mehr wirken. Es richtet sich an PatientInnen mit mindestens einer früheren Behandlung, deren Krankheit jedoch weiter voranschreitet. Wichtig: Die Therapie darf nur in spezialisierten Kliniken durchgeführt werden.

Studienergebnisse: Cilta-Cel zeigt beeindruckende Wirkung

Die Wirksamkeit von Cilta-Cel wurde in mehreren Studien untersucht. Besonders hervorzuheben ist die CARTITUDE-4-Studie:

  • Höhere Ansprechrate: Mehr als 70 % der behandelten PatientInnen erreichten eine komplettes Ansprechen – verglichen mit nur 22 % bei der Standardtherapie. Hervorzuheben ist auch die deutlich höhere Rate an PatientInnen bei denen keine Spur der Erkrankung mehr im Knochenmark nachweisbar war (MRD-negativ) mit Cilta-Cel im Vergleich zur Standardtherapie.
  • Längere Krankheitskontrolle: PatientInnen, die Cilta-Cel erhielten, lebten im Durchschnitt deutlich länger ohne ein Wiederauftreten der Krankheit.

Die Ergebnisse der CARTITUDE-1-Studie zeigen ähnliche Erfolge, vor allem bei Patient:innen, die bereits mehrere Behandlungen ohne Erfolg durchlaufen haben.

Nebenwirkungen der CAR-T-Zell Therapie mit Cilta-Cel: Eine starke Therapie mit Risiken

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse ist die Behandlung nicht ohne Risiken:

  • Starke Immunreaktionen: Bei rund 80 % der PatientInnen kommt es zu einem sogenannten Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS). Dies äußert sich durch Fieber, Schüttelfrost und Entzündungen und kann in schweren Fällen lebensbedrohlich werden.
  • Neurologische Nebenwirkungen: Etwa 20 % der Betroffenen entwickeln vorübergehende Probleme wie Verwirrtheit, Sprachschwierigkeiten oder Kopfschmerzen.
  • Schwere Infektionen: Viele PatientInnen entwickeln Infektionen, die durch ein geschwächtes Immunsystem begünstigt werden. Hierzu zählen auch seltene Erreger, gegen die der Körper normalerweise geschützt ist. Um dies zu verhindern, kann eine Behandlung mit speziellen Antikörpern (Immunglobulinen) sinnvoll sein. Diese Therapie stärkt das Immunsystem, wenn bestimmte Abwehrstoffe (z. B. Immunglobulin G) im Blut fehlen.
  • Langfristige Überwachung: Da die Therapie das Immunsystem stark beeinflusst, müssen die PatientInnen lebenslang auf mögliche Spätfolgen, wie die Entstehung weiterer Krebserkrankungen, kontrolliert werden.

Diese Risiken erfordern eine Behandlung an spezialisierten Kliniken mit erfahrenem Personal, das auf solche Komplikationen vorbereitet ist.

Was bedeuten diese Ergebnisse für Patient:innen?

Beide Studien zeigen, dass die Behandlung mit Cilta-Cel beim Multiplen Myelom sehr effektiv ist, aber auch Risiken birgt und daher nur an spezialisierten Zentren durchgeführt werden kann. Dieser Fortschritt in der Behandlung des Multiplen Myeloms spiegelt sich auch in den aktuellen deutschen Leitlinien und internationalen Leitlinien wider, in die CAR-T-Zell Therapie mittlerweile als Standard verankert ist.

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Quellen:

San-Miguel J et al. Cilta-cel or Standard Care in Lenalidomide-Refractory Multiple Myeloma. New England Journal of Medicine, Veröffentlichung am 5. Juni 2023, N Engl J Med 2023;389:335-347. Link zum Originalartikel

Berdeja, Jesus G et al. Ciltacabtagene autoleucel, a B-cell maturation antigen-directed chimeric antigen receptor T-cell therapy in patients with relapsed or refractory multiple myeloma (CARTITUDE-1): a phase 1b/2 open-label study The Lancet, Volume 398, Issue 10297, 314 – 324.  Link zum Originalartikel

Lin, Yi et al. Consensus guidelines and recommendations for the management and response assessment of chimeric antigen receptor T-cell therapy in clinical practice for relapsed and refractory multiple myeloma: a report from the International Myeloma Working Group Immunotherapy Committee The Lancet Oncology, Volume 25, Issue 8, e374 – e387. Link zum Originalartikel

Kortüm, Martin et al. Onkopedia Leitlinien Multiples Myelom, Oktober 2024. Link zu Onkopedia