Blutwerte beim Multiplen Myelom: Was Ihnen Blutbild, Eiweißelektrophorese und Co. sagen.

Blutprobe und Laborausrüstung – Symbolbild für die Analyse von Blutwerten beim Multiplen Myelom.

Blutwerte beim Multiplen Myelom: Was sie bedeuten und wie sie interpretiert werden

Das Multiple Myelom ist eine Krebserkrankung, die das Knochenmark betrifft und zu einer unkontrollierten Vermehrung von Plasmazellen führt. Diese Zellen gehören zum Immunsystem und produzieren normalerweise Antikörper. Antikörper sind Proteine, die der Mensch als Reaktion auf bestimmte Stoffe (Antigene) bildet. Antikörper sind ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems. Beim Multiplen Myelom besteht oft eine Überproduktion von nicht funktionierenden Antikörpern, den sogenannten monoklonalen Proteinen (M-Proteinen). Blutuntersuchungen spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnose und Überwachung dieser Erkrankung.

Wie entsteht ein Multiples Myelom, Darstellung von normaler Plasmazelle mit funktionierenden Antikörpern und Myelomzelle mit M-Protein (fehlerhaften Antikörpern)

Beim Multiplen Myelom werden im Knochenmark veränderte Plasmazellen (Myelomzellen) gebildet. Im Gegensatz zu gesunden Plasmazellen produzieren diese nicht-funktionierende Antikörper, sogenannte M-Proteine.

Doch welche Blutwerte sind besonders wichtig, und wie werden sie interpretiert? Hier ein Überblick:

M-Protein, Immunglobuline, freie Leichtketten, Eiweißelektrophorese und Immunfixation

Immunglobuline

Bei den Immunglobulinen werden unterschiedliche Immunglobulinklassen unterschieden: IgG, IgA, IgM: Beim Multiplen Myelom ist meist eine dieser Immunglobulinklassen deutlich erhöht. Man spricht dann von einem IgG, IgA oder IgM Multiplen Myelom. Wichtig ist, festzustellen ob die Erhöhung der Immunglobuline durch die Produktion nur eines fehlerhaften Antikörpers erfolgt (dies spricht dann für ein Multiples Myelom) oder ob insgesamt zu viele funktionierende Antikörper gebildet werden (Dies spricht für eine Aktivierung des Immunsystems anderer Ursache). Bei der Unterscheidung helfen uns die Eiweißelektropherese und die Immunfixation.

M-Protein

Dieser Wert gibt die Menge des monoklonalen Proteins (also des monoklonalen IgG, IgA oder IgM) im Blut an. Ein erhöhter Wert weist auf die Aktivität der krankhaften Plasmazellen hin.

Höhere Werte können auf eine aktive Erkrankung hindeuten, während sinkende Werte ein Ansprechen auf die Therapie anzeigen.

Freie Leichtketten (Kappa und Lambda)

Diese Fragmente von Antikörpern werden ebenfalls im Überschuss produziert. Wichtig ist das Verhältnis von Kappa zu Lambda Leichtketten, da ein Ungleichgewicht auf ein Multiples Myelom hinweisen kann.

Ein stärker gestörtes Verhältnis der beiden Leichtketten kann auch ein Hinweis auf das Fortschreiten der Erkrankung sein.

Freie Leichtketten haben eine kleine Molekülmasse, daher werden sie durch die Nieren ausgeschieden und können dann auch im Urin gemessen werden. Werden die freien Leichtketten vermehrt im Urin nachgewiesen spricht man von Bence-Jones-Proteinurie.

Eiweißelektrophorese und Immunfixation

Eiweißelektrophorese

Bei dieser Untersuchung werden die Serum-Proteine  aufgetrennt, sodass unter anderem die einzelnen Immunglobulinfraktionen getrennt sichtbar werden. Zeigt sich hier ein hoher spitzer Ausschlag in einer der Immunglobulinfraktionen spricht dies für das Vorliegen von einem monoklonalen Protein (M-Protein), man spricht dann auch von einem M-Gradient in der Eiweißelektrophorese. Der M-Gradient zeigt die Menge und das Vorhandensein des monoklonalen Proteins an.

Immunfixation

Diese Technik wird verwendet, um die genaue Art der monoklonalen Proteine zu identifizieren. Die Immunfixation kann mit Blut-Serum oder Urin durchgeführt werden.

Die Immunfixation bestätigt das Vorhandensein von M-Proteinen und Bence-Jones-Proteinen (so heißen die freien Leichtketten wenn Sie im Urin nachweisbar sind).

Schematische Darstellung einer Serumprotein-Elektrophorese: Die Kurve zeigt typische Proteinfraktionen im Blut mit einem auffälligen M-Gradienten im Gamma-Bereich, der auf monoklonale Proteine hinweist.

Links Normale Plasmazellen mit Bildung funktionierender Antikörper. Unten Eine normale Serumprotein-Elektrophorese mit gleichmäßiger Verteilung der Proteinfraktionen (Albumin, Alpha, Beta, Gamma).

Rechts Myelomzellen mit monoklonalen Antikörpern. Unten Eine pathologische Serumprotein-Elektrophorese beim Multiplen Myelom, bei der der deutliche M-Gradient im Gamma-Bereich zu sehen ist. Dieser ist ein Hinweis auf monoklonale Proteine.

Übrigens: Monoklonal bedeutet, dass alle Zellen oder Proteine von einer einzigen Ursprungszelle (einem Klon) abstammen. Beim Multiplen Myelom produzieren viele identische (klonale) Plasmazellen das gleiche Antikörper-Fragment oder Protein, das sogenannte M-Protein. Dieses ist ein wichtiges Merkmal der Erkrankung und hilft bei der Diagnose.

Ein Antikörper ist ein kleines Eiweiß(Protein)molekül, das der Körper bildet, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu erkennen und zu bekämpfen. Man kann sich Antikörper wie winzige „Schlüssel“ vorstellen, die gezielt an bestimmte „Schlösser“ auf der Oberfläche von Krankheitserregern passen und sie so unschädlich machen. Sie sind ein wichtiger Teil unseres Immunsystems.

Freie Leichtketten sind winzige Bestandteile von Antikörpern, die normalerweise im Blut in geringen Mengen vorkommen. Beim Multiplen Myelom produzieren die krankhaften Plasmazellen jedoch zu viele dieser Leichtketten. Ein Ungleichgewicht zwischen den zwei Typen – Kappa und Lambda – kann auf die Krankheit hinweisen und hilft, den Verlauf der Erkrankung zu überwachen.

Bence-Jones Proteine sind freie Leichtketten im Urin

Weitere wichtige Blutwerte beim Multiplen Myelom:

Beta-2-Mikroglobulin (B2M), Albumin, LDH (Laktatdehydrogenase), Nierenwerte, Calciumspiegel und Elektrolyte

Beta-2-Mikroglobulin (B2M)

Beta-2-Mikroglobulin ist ein Marker für die Krankheitsaktivität und die Tumorlast. Hohe Werte deuten auf eine größere Krankheitslast und eine schlechtere Prognose des Multiplen Myeloms hin. Dieser Marker wird häufig zur Risikobewertung verwendet.

Das B2-M kann nicht nur beim Multiplen Myelom, sondern auch bei anderen Krebserkrankungen oder auch bei Autoimmunerkrankungen erhöht sein.

Albumin

Albumin nimmt fast 60% des Gesamteiweißes im Blut ein und wird von der Leber produziert. Sein Blutspiegel kann durch das Multiple Myelom beeinflusst werden.

Ein niedriger Albuminwert kann ein Zeichen für eine fortgeschrittene Erkrankung sein. Zusammen mit B2M wird Albumin zur Stadieneinteilung nach dem International Staging System (ISS) herangezogen.

LDH (Laktatdehydrogenase)

LDH ist ein Enzym, das freigesetzt wird, wenn Zellen geschädigt oder zerstört werden. Es befindet sich im Zellinneren nahezu aller Zellen.  Erhöhte LDH-Werte können auf eine hohe Tumorlast und eine aggressive Verlaufsform des Myeloms hinweisen.

Nierenwerte

Kreatinin und Harnstoff

Diese Werte geben Hinweise auf die Nierenfunktion, die durch die abgelagerten M-Proteine und freien Leichtketten beeinträchtigt werden kann. Erhöhte Werte weisen auf eine Nierenschädigung hin. Ein erhöhtes Serum-Kreatinin (>2 mg/dl) fließt auch in die CRAB-Kriterien ein und zeigt somit ein symptomatisches Multiples Myelom an.

Calcium

Erhöhte Calciumwerte können beim Multiplen Myelom durch die Zerstörung der Knochen (Osteolyse) verursacht werden. Zu hohe Calciumwerte im Blut, eine sogenannte Hyperkalzämie, ist ein ernstes Symptom, das umgehend behandelt werden muss, da es zu Müdigkeit, Verwirrung und anderen Komplikationen führen kann. Ein erhöhter Calciumspiegel im Blut ist auch Teil der CRAB-Kriterien.

Elektrolyte (Natrium, Kalium)

Diese Werte helfen, den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt zu beurteilen, der durch Komplikationen des Multiplen Myeloms gestört sein kann. Abweichungen können unter anderem auf Nierenprobleme hinweisen.

Übersicht und Normwerte der wichtigsten Blutwerte beim Multiplen Myelom

Die Tabelle gibt Ihnen einen schnellen Überblick über die häufigsten Laborwerte und den jeweiligen Normwert für Erwachsene.

Laborparameter Normwert Erwachsene
Eiweißelektrophorese
Albumin 55,8 – 66,1 %
Alpha 1 Fraktion 2,9 – 4,9 %
Alpha 2 Fraktion 7,1 – 11,8 %
Beta 1 Fraktion 4,7 – 7,2 %
Beta 2 Fraktion 3,2 -6,5 %
Gamma-Fraktion 11,1 – 18,8 %
Immunglobulin G (IgG) 800 – 1700 mg/dl
Immunglobulin A (IgA) 70 – 400 mg/dl
Immunglobulin M (IgM) ♀ 40 -280 mg/dl

♂ 40 – 230 mg/dl

 

Freie Leichtketten i. Serum Freie Kappa-LK: 3,3-19,4 mg/l

Freie Lambda-LK: 5,7-26,3 mg/l

Kappa-Lambda Quotient: 0,26 -1,65

Beta-2-Mikroglobulin bis 60 Jahre: 0,8 – 2,4 mg/l

über 60 Jahre: < 3 mg/l

Albumin 3,5 – 5,4 g/dl
Laktatdehydrogenase (LDH) < 240 U/l
Serum Kreatinin ♀ 0,66 – 1,09 mg/dl

♂ 0,81 – 1,44 mg/dl

Natrium 135 – 145 mmol/l
Kalium 3,6 – 4,8 mmol/l
Calcium 2,09 – 2,54 mmol/l
ionisiertes “freies” Calcium 1,15 – 1,33 mmol/l

Bitte beachten Sie: Auffällige Blutwerte können viele Ursachen haben. Aus diesem Grund sollten Sie Ihre Laborwerte immer mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Arzt besprechen.

Normwerte können je nach Messverfahren des jeweiligen Labors unterschiedlich sein. Aus diesem Grund sollten Sie Ihre Laborwerte immer mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen.

Auffällige Blutwerte können viele Ursachen haben. Eine Interpretation der Laborwerte sollte immer durch ihre Ärztin oder ihren Arzt erfolgen.

Das kleine Blutbild: Diese Blutwerte werden untersucht

Das kleine Blutbild ist eine der häufigsten Blutuntersuchungen überhaupt. Sie dient zur Untersuchung der Anzahl und Gestalt der Blutzellen und zur Bestimmung der Konzentration des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin.

Wird bei einer Routineuntersuchung des kleinen Blutbildes eine Blutarmut, eine sogenannte Anämie, festgestellt, kann diese auch im Rahmen eines Multiplen Myeloms vorliegen. Eine Anämie muss daher von ihrer Ärztin oder ihrem Arzt immer abgeklärt werden.

Erfahren Sie in diesem Artikel mehr zum kleinen Blutbild

Ärztin hält Blutproben in der Hand

Übrigens: Die Bestimmung von Leber- und Nierenwerten, Cholesterin, Hormonen, Entzündungswerten oder Nährstoffen sind weder Teil des großen noch des kleinen Blutbildes. Es handelt sich beim Blutbild im medizinischen Sinne lediglich um Informationen zu Ihren Blutzellen, d.h. roten Blutkörperchen (Erythrozyten), den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sowie den Blutplättchen (Thrombozyten).

Das kleine Blutbild enthält Angaben zu Anzahl bzw. Konzentration der Erythrozyten, deren Größe und Hämoglobingehalt (“Hb”, roter Blutfarbstoff). Weiterhin die Anzahl der Leuko- und Thrombozyten pro Mikroliter (µl).

Beim großen Blutbild oder Differentialblutbild wird darüberhinaus die Konzentration der einzelnen Untergruppen der Leukozyten bestimmt: Granulozyten (Neutrophile, Basophile, Eosinophile, Stabkernige), Monozyten, Lymphozyten sowie bestimmte unreife Vorläuferzellen. Dies kann automatisch oder in der hämatologischen Diagnostik auch mikroskopisch geschehen. Dabei werden tatsächlich einzelne Zellen ausgezählt.

Diese Werte werden im kleinen Blutbild untersucht:

  • Erythrozyten: rote Blutkörperchen, sie enthalten den roten Blutfarbstoff Hämoglobin und transportieren damit den Sauerstoff.
  • Leukozyten: zur Abwehr von Krankheitserregern.
  • Thrombozyten: wichtig für Ihre Blutgerinnung und Blutstillung, verschließen Wunden.
  • Hämoglobin: wichtig für die Bindung von Sauerstoff.
  • Hämatokrit: bezeichnet den Anteil der Zellen (ganz überwiegend Erythrozyten) in Ihrem Blut.
  • Mittleres Zellvolumen der Erythrozyten (MCV): gibt Auskunft über die Größe Ihrer roten Blutkörperchen.
  • Mittlerer Hämoglobingehalt in Zellen (MCH): gibt Auskunft über den Hämoglobingehalt der roten Blutkörperchen.
  • Mittlere zelluläre Hämoglobinkonzentration (MCHC): bezeichnet die Konzentration von Hämoglobin in Ihren roten Blutkörperchen.

Das große Blutbild: Diese Blutwerte werden zusätzlich untersucht

Das große Blutbild – auch Differentialblutbild genannt – umfasst zusätzlich zu den Werten des kleinen Blutbildes die unterschiedlichen Typen der weißen Blutkörperchen – Ihrer Leukozyten. Sie sind für unsere Immunabwehr zuständig.

In seltenen Fällen (<1% der PatientInnen mit Multiplen Myelom) können die Zellen des Multiplen Myeloms auch im Blut nachgewiesen werden und machen einen Anteil von mehr als 5% aller weißen Blutzellen aus. In diesem Fall liegt dann eine Plasmazellleukämie vor.

Besteht der Verdacht auf zirkulierende Plasmazellen im Blut wird häufig eine Durchflusszytometrie durchgeführt: Mit dieser Untersuchung können die Zellen im Blut hinsichtlich ihrer Größe, ihrer Granula und spezieller Proteine auf ihrer Zelloberfläche genauer untersucht werden.

Diese Blutwerte werden im großen Blutbild zusätzlich zum kleinen Blutbild untersucht:

  • Segmentkernige neutrophile Granulozyten (SEG): Ihre allgemeinen Abwehrzellen gegen Bakterien.
  • Stabkernige neutrophile Granulozyten (STAB): Sie sind die Vorstufe der segmentkernigen Neutrophilen.
  • Lymphozyten: Lymphozyten sind spezialisierte Abwehrzellen gegen Krankheitserreger.
  • Monozyten: Vorstufe von Fresszellen.
  • Eosinophile Granulozyten (EOS): Zuständig für die Bekämpfung von Parasiten.
  • Basophile Granulozyten (BASO): Zuständig für die Bekämpfung von Parasiten.

Blutwerte und Therapie ihres Multiplen Myeloms: Die wichtigsten Fragen von Betroffenen

Im Rahmen einer Therapie gegen das Multiple Myelom haben Betroffene häufig ähnliche Fragen rund um ihre Blutwerte. Wir beantworten sie Ihnen.

Hat man beim Multiplen Myelom immer schlechte Blutwerte?

Es gibt viele Ursachen, die Blutbildveränderungen hervorrufen können. Auch beim Multiple Myelom können Blutwerte verändert sein. Sowohl das Multiple Myelom an sich, als auch die Behandlung des Multiplen Myeloms kann ihre Blutwerte beeinflussen.

Blutwertveränderungen durch das Multiple Myelom

Bei PatientInnen mit neu diagnostiziertem Multiplen Myelom kann eine Blutarmut (Anämie) vorliegen. Dies spiegelt sich in einem erniedrigten Hb-Wert wieder. Grund für die Anämie ist eine Verdrängung der blutbildenden Zellen im Knochenmark durch Zellen des Multiplen Myeloms.

Das Multiple Myelom kann durch die gebildeten monoklonalen Antikörper und Antikörperfragmente die Nieren schädigen. Hierbei kann das S-Kreatinin erhöht sein.

Kommt es zu starken Knochenauflösungen (Osteolysen) durch das Multiple Myelom, kann viel Calcium in das Blut freigesetzt werden. Dies kann zu einer Hyperkalziämie führen.

Die monoklonalen Proteine des Multiplen Myeloms lassen sich auch im Blut messen. Durch die regelmäßige Messung dieser Werte kann der Krankheitsverlauf (z.B. ein Ansprechen auf die Behandlung, oder ein Widerauftreten der Erkrankung nach einem Ansprechen) beobachtet werden.

Blutwertveränderungen durch die Behandlung des Multiplen Myeloms

Unter Behandlung des Multiplen Myeloms ist eine engmaschige Beobachtung der Blutwerte sehr wichtg.

Am häufigsten treten Blutbildveränderungen in Folge der Krebstherapie auf. Es handelt sich hierbei um sogenannte therapieassoziierte Nebenwirkungen. In den meisten Fällen sind diese Veränderungen nicht dauerhaft und Betroffene erholen sich nach der Therapie oder Behandlung der Nebenwirkungen wieder.

Was ist die Ursache für veränderte Blutwerte während der Therapie?

Durch die Behandlung des Multiplen Myleoms mit Zytostatika (“Chemotherapie”), und neueren Wirkstoffen sollen die Krebszellen zerstört werden. Hierdurch werden aber auch andere sich schnell teilende Zellen im Körper gestört. Zu ihnen gehören auch teilungsfähige Stammzellen des Knochenmarks, das für die Entwicklung von Blutzellen verantwortlich ist. Dadurch kann die Bildung von Blutzellen vermindert werden. Wie stark die Veränderung ist, ist abhängig von den eingesetzten Wirkstoffen und von Patient zu Patient verschieden. Typischerweise wird unter Therapie ein verminderte Zahl von Blutzellen beobachtet (rote Blutkörperchen: “Anämie”, weiße Blutkörperchen: “Leukozytopenie”, Blutplättchen: “Thrombozytopenie”). Diese Verminderung ist reversibel, d.h. die Zellzahl erreicht nach einigen Tagen ihr Minimum (“Nadir”) und erholt sich dann langsam wieder. Deshalb sollten Ihre behandelnden Ärzte und Sie selbst Ihre Blutwerte immer im Blick haben, um Dosis und Intervall der Therapie anpassen und ggf. auftretende Nebenwirkungen schnell behandeln zu können.

Welche Blutbildveränderungen können durch eine Therapie auftreten?

Durch die Krebstherapie mit Zytostatika können verschiedene behandlungsbedürftige Blutbildveränderungen auftreten. Die häufigsten sind Leukozytopenie (Leukopenie), Anämie und eine Thrombozytopenie.

Leukozytopenie (Leukopenie)

Bei einer Leukopenie ist die Anzahl Ihrer Leukozyten, der weißen Blutkörperchen, im Blut zu gering. Dies führt zu einer Schwächung des Abwehrsystems im Körper und Krankheitserreger können leichter eindringen und sich ausbreiten. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie auf Anzeichen einer Infektion achten und ihr Behandlungsteam kontaktieren.

Dies ist der Fall bei:

  • Fieber über 38 Grad Celsius
  • Husten
  • Wunde, offene und geschwollene Stellen im Mund oder am After
  • Schmerzen und/oder Brennen beim Wasserlassen
  • Geschwollene Lymphknoten
  • Allgemeines Krankheitsgefühl
  • Müdigkeit
  • Leistungsminderung

Anämie (Blutarmut)

Blutarmut entsteht durch einen Mangel an roten Blutkörperchen, das eisenhaltige Hämoglobin. Hämoglobin bindet den Sauerstoff und transportiert ihn in die Körpergewebe. Ist nicht ausreichend Hämoglobin vorhanden, fehlt dem Körper Sauerstoff und Betroffene fühlen sich kraftlos und erschöpft. Blutarmut geht häufig einher mit Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Herzrasen und einem Schwächegefühl in Armen und Beinen.

Eine Blutarmut kann mithilfe von eisenhaltiger Ernährung, sowie Supplementierung mithilfe von Eisenpräparaten erreicht werden. In ausgeprägten Fällen der Blutarmut können in Absprache mit dem Behandlungsteam Transfusionen mit roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zum Einsatz kommen.

Thrombozytopenie

Bei einer Thrombozytopenie handelt es sich um zu wenig Blutplättchen (<150.000 /µl) im Blut. Da Thrombozyten für die Blutgerinnung und das Stillen von Wunden verantwortlich sind, erhöht sich bei Betroffenen das Risiko für Blutungen.

Bitte kontaktieren Sie unverzüglich ihr Behandlungsteam sobald sich Blutungen zeigen, wie beispielsweise:

  • Schlecht verschließende Wunden
  • Punktförmige Einblutungen in die Haut oder Schleimhäute
  • Verstärkte Menstruation
  • Starkes Nasenbluten

Quellenangaben

Über den iuvando Patientenblog

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