Blutwerte bei Krebs: Was Ihnen Blutbild, Tumormarker und Co. sagen.

Das Blutbild bei Krebs: Für Sie als Patientin oder Patient spielen Blutwerte sowie die Abnahme von Tumormarkern eine wichtige Rolle während Ihrer Erkrankung.

Die Blutwerte und Tumormarker geben Ihnen Aufschluss über

  • Ihre körperliche Verfassung.
  • Auswirkungen Ihrer Therapie für das Management Ihrer Nebenwirkungen.
  • den Verlauf der Krebserkrankung und den Erfolg Ihrer Behandlung.

Aus diesem Grund sind Blutkontrollen zur Ermittlung Ihrer Blutwerte unverzichtbarer Teil Ihrer Behandlung gegen Krebs. Sie helfen dabei, Veränderungen im Blutbild frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren.

Das kleine und große Blutbild: Wann wird welche Blutuntersuchung durchgeführt?

Die Blutabnahme ist Teil einer Routine- oder Vorsorgeuntersuchung, aber auch die erste Maßnahme zur Abklärung von Beschwerden. Außerdem lassen sich Mangelerscheinungen oder Hinweise auf mögliche Ursachen einer Krankheit erkennen. Das kleine Blutbild und das große Blutbild sind die häufigsten Untersuchungen zur Ermittlung Ihrer Blutwerte und geben Aufschluss über die Zusammensetzung Ihres Blutes.

Übrigens: Die Bestimmung von Leber- und Nierenwerten, Cholesterin, Hormonen, Entzündungswerten oder Nährstoffen sind weder Teil des großen noch des kleinen Blutbildes. Es handelt sich beim Blutbild im medizinischen Sinne lediglich um Informationen zu Ihren Blutzellen, d.h. roten Blutkörperchen (Erythrozyten), den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sowie den Blutplättchen (Thrombozyten).

Das kleine Blutbild enthält Angaben zu Anzahl bzw. Konzentration der Erythrozyten, deren Größe und Hämoglobingehalt (“Hb”, roter Blutfarbstoff). Weiterhin die Anzahl der Leuko- und Thrombozyten pro Mikroliter (µl).

Beim großen Blutbild oder Differentialblutbild wird darüberhinaus die Konzentration der einzelnen Untergruppen der Leukozyten bestimmt: Granulozyten (Neutrophile, Basophile, Eosinophile, Stabkernige), Monozyten, Lymphozyten sowie bestimmte unreife Vorläuferzellen. Dies kann automatisch oder in der hämatologischen Diagnostik auch mikroskopisch geschehen. Dabei werden tatsächlich einzelne Zellen ausgezählt.

Das kleine Blutbild: Diese Blutwerte werden untersucht

Das kleine Blutbild ist die häufigste Blutuntersuchung. Sie dient zur Untersuchung der Anzahl und Gestalt der Blutzellen und zur Bestimmung der Konzentration des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin.

Ärztin hält Blutproben in der Hand

Diese Werte werden im kleinen Blutbild untersucht:

  • Erythrozyten: rote Blutkörperchen, sie enthalten den roten Blutfarbstoff Hämoglobin und transportieren damit den Sauerstoff.
  • Leukozyten: zur Abwehr von Krankheitserregern.
  • Thrombozyten: wichtig für Ihre Blutgerinnung und Blutstillung, verschließen Wunden.
  • Hämoglobin: wichtig für die Bindung von Sauerstoff.
  • Hämatokrit: bezeichnet den Anteil der Zellen (ganz überwiegend Erythrozyten) in Ihrem Blut.
  • Mittleres Zellvolumen der Erythrozyten (MCV): gibt Auskunft über die Größe Ihrer roten Blutkörperchen.
  • Mittlerer Hämoglobingehalt in Zellen (MCH): gibt Auskunft über den Hämoglobingehalt der roten Blutkörperchen.
  • Mittlere zelluläre Hämoglobinkonzentration (MCHC): bezeichnet die Konzentration von Hämoglobin in Ihren roten Blutkörperchen.

Normwerte beim kleinen Blutbild:

Stoff Normwert
Erythrozyten (Rote Blutkörperchen) Frauen: 4,1 – 5,1 Mio./µl

Männer: 4,5 – 5,9 Mio./µl

 

Leukozyten (weiße Blutkörperchen) 4.000 – 10.000/µl
Thrombozyten (Blutplättchen) 150.000 – 400.000/µl
Hämoglobin (Blutfarbstoff) Frauen: 7,45 – 9,9 mmol/l

Männer: 8,44 – 11,2 mmol/l

 

Hämatokrit Frauen: 34 – 44 %

Männer: 36 – 48%

 

MCV (Mittleres Zellvolumen der Erythrozyten) 81 – 96 µm ³
MCH (Mittlerer Hämoglobingehalt in Zellen) 27 – 34 pg

(1,67 – 2,11 fmol/Zelle)

 

MCHC (Mittlere zelluläre Hämoglobinkonzentration) 19,85 – 22,34 mmol/l

(32 – 36 g/dl)

Bitte beachten Sie: Normwerte können je nach Messverfahren des jeweiligen Labors unterschiedlich sein. Aus diesem Grund sollten Sie Ihre Laborwerte immer mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Arzt besprechen.

Das große Blutbild: Diese Blutwerte werden zusätzlich untersucht

Das große Blutbild – auch Differentialblutbild genannt – umfasst zusätzlich zu den Werten des kleinen Blutbildes die unterschiedlichen Typen der weißen Blutkörperchen – Ihrer Leukozyten. Sie sind für unsere Immunabwehr zuständig.

Diese Blutwerte werden im großen Blutbild zusätzlich zum kleinen Blutbild untersucht:

  • Segmentkernige neutrophile Granulozyten (SEG): Ihre allgemeinen Abwehrzellen gegen Bakterien.
  • Stabkernige neutrophile Granulozyten (STAB): Sie sind die Vorstufe der segmentkernigen Neutrophilen.
  • Lymphozyten: Lymphozyten sind spezialisierte Abwehrzellen gegen Krankheitserreger.
  • Monozyten: Vorstufe von Fresszellen.
  • Eosinophile Granulozyten (EOS): Zuständig für die Bekämpfung von Parasiten.
  • Basophile Granulozyten (BASO): Zuständig für die Bekämpfung von Parasiten.

Normwerte beim großen Blutbild

Stoff Anteil Normwert
Alle Leukozyten 100% 4.000 – 10.000/µl
davon segmentkernige neutrophile Granulozyten 30 – 80% 3.000 – 5.800/µl
davon stabkernige neutrophile Granulozyten 0 – 5% 150 – 400 /µl
Lymphozyten 15 – 50% 1.500 – 4.000/µl
Monozyten 1 – 12% 90 – 600/µl
Eosinophile Granulozyten 0 – 6% 80 – 360/µl
Basophile Granulozyten 0 – 2% 20 – 80/µl

Bitte beachten Sie: Normwerte können je nach Messverfahren des jeweiligen Labors unterschiedlich sein. Aus diesem Grund sollten Sie Ihre Laborwerte immer mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Arzt besprechen.

Weitere wichtige Blutwerte

Neben dem kleinen und großen Blutbild lassen sich mittels weiterer Laborwerte Informationen zu Veränderungen oder Erkrankungen Ihrer Organe feststellen, z.B.

  • Leberwerte
  • Nierenwerte
  • Schilddrüsenwerte
  • Blutzuckerspiegel
  • Entzündungswerte

Kann man durch ein großes Blutbild Krebs erkennen?

Durch eine einfache laborchemische Diagnostik, wie die oben genannte, lassen sich keine Krebserkrankungen nachweisen. Auch ein großes Blutbild liefert keine Aussage über eine möglicherweise bisher unentdeckte, solide Tumorerkrankung, wie Brustkrebs, Darmkrebs oder Lungenkrebs. Um eine Krebserkrankung sicher zu diagnostizieren sind immer weitere Diagnosemethoden und bildgebende Verfahren notwendig. Abweichende Blutwerte können lediglich auf Störungen der Organfunktionen hinweisen und als erster Anhaltspunkt für weitere Untersuchungen dienen.

Bei hämatologischen Erkrankungen, also unterschiedliche Arten von Leukämie, hingegen können die Abweichungen im Blutbild gravierend sein. Dennoch sind erhöhte oder erniedrigte Blutwerte kein Nachweis für eine Leukämie. Sie können auch im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten. Um eine Leukämie nachzuweisen ist es unerlässlich, das Knochenmark zu untersuchen.

Es gilt also: Anhand eines Blutbildes lässt sich kein Krebs erkennen. Die Ursachen für Abweichungen Ihrer Blutwerte sind dennoch in jedem Fall abklärungsbedürftig.

Blutwerte und Krebstherapie: Die wichtigsten Fragen von Betroffenen

Im Rahmen einer Therapie gegen Krebs haben Betroffene häufig ähnliche Fragen rund um ihre Blutwerte. Wir beantworten sie Ihnen.

Hat man bei Krebs immer schlechte Blutwerte?

Es gibt viele Ursachen, die Blutbildveränderungen hervorrufen können. Auch Krebserkrankungen können zu Veränderungen der Blutwerte führen. Dies gilt insbesondere dann, wenn gerade eine Behandlung erfolgt. Insbesondere unter Chemotherapie ist eine engmaschige Beobachtung der Blutwerte sehr wichtg. Doch umgekehrt gilt auch: Nicht immer haben Menschen mit Krebs schlechte Blutwerte. Deshalb sind Blutwerte kein zuverlässiger alleiniger Indikator für das Vorliegen einer Krebserkrankung oder die Beurteilung des Krankheitsverlaufes.

Am häufigsten treten Blutbildveränderungen in Folge der Krebstherapie auf. Es handelt sich hierbei um sogenannte therapieassoziierte Nebenwirkungen. In den meisten Fällen sind diese Veränderungen nicht dauerhaft und Betroffene erholen sich nach der Therapie oder Behandlung der Nebenwirkungen wieder.

Was ist die Ursache für veränderte Blutwerte während der Therapie?

Die Behandlung von Krebserkrankungen mit Zytostatika (“Chemotherapie”) zerstört neben den Krebszellen auch andere sich schnell teilende Zellen im Körper. Zu ihnen gehören auch teilungsfähige Stammzellen des Knochenmarks, das für die Entwicklung von Blutzellen verantwortlich ist. Dadurch kann die Bildung von Blutzellen vermindert werden. Wie stark die Veränderung ist, ist abhängig von den eingesetzten Wirkstoffen und von Patient zu Patient verschieden. Typischerweise wird unter Therapie ein verminderte Zahl von Blutzellen beobachtet (rote Blutkörperchen: “Anämie”, weiße Blutkörperchen: “Leukozytopenie”, Blutplättchen: “Thrombozytopenie”). Diese Verminderung ist reversibel, d.h. die Zellzahl erreicht nach einigen Tagen ihr Minimum (“Nadir”) und erholt sich dann langsam wieder. Deshalb sollten Ihre behandelnden Ärzte und Sie selbst Ihre Blutwerte immer im Blick haben, um Dosis und Intervall der Therapie anpassen und ggf. auftretende Nebenwirkungen schnell behandeln zu können.

Welche Blutbildveränderungen können durch eine Therapie auftreten?

Durch die Krebstherapie mit Zytostatika können verschiedene behandlungsbedürftige Blutbildveränderungen auftreten. Die häufigsten sind Leukozytopenie (Leukopenie), Anämie und eine Thrombozytopenie.

Leukozytopenie (Leukopenie)

Bei einer Leukopenie ist die Anzahl Ihrer Leukozyten, der weißen Blutkörperchen, im Blut zu gering. Dies führt zu einer Schwächung des Abwehrsystems im Körper und Krankheitserreger können leichter eindringen und sich ausbreiten. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie auf Anzeichen einer Infektion achten und ihr Behandlungsteam kontaktieren.

Dies ist der Fall bei:

  • Fieber über 38 Grad Celsius
  • Husten
  • Wunde, offene und geschwollene Stellen im Mund oder am After
  • Schmerzen und/oder Brennen beim Wasserlassen
  • Geschwollene Lymphknoten
  • Allgemeines Krankheitsgefühl
  • Müdigkeit
  • Leistungsminderung

Anämie (Blutarmut)

Blutarmut entsteht durch einen Mangel an roten Blutkörperchen, das eisenhaltige Hämoglobin. Hämoglobin bindet den Sauerstoff und transportiert ihn in die Körpergewebe. Ist nicht ausreichend Hämoglobin vorhanden, fehlt dem Körper Sauerstoff und Betroffene fühlen sich kraftlos und erschöpft. Blutarmut geht häufig einher mit Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Herzrasen und einem Schwächegefühl in Armen und Beinen.

Eine Blutarmut kann mithilfe von eisenhaltiger Ernährung, sowie Supplementierung mithilfe von Eisenpräparaten erreicht werden. In ausgeprägten Fällen der Blutarmut können in Absprache mit dem Behandlungsteam Transfusionen mit roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zum Einsatz kommen.

Thrombozytopenie

Bei einer Thrombozytopenie handelt es sich um zu wenig Blutplättchen (<150.000 /µl) im Blut. Da Thrombozyten für die Blutgerinnung und das Stillen von Wunden verantwortlich sind, erhöht sich bei Betroffenen das Risiko für Blutungen.

Bitte kontaktieren Sie unverzüglich ihr Behandlungsteam sobald sich Blutungen zeigen, wie beispielsweise:

  • Schlecht verschließende Wunden
  • Punktförmige Einblutungen in die Haut oder Schleimhäute
  • Verstärkte Menstruation
  • Starkes Nasenbluten

Krebs im Blut erkennen: Ist das möglich?

Eine Krebserkrankung im Blut zu erkennen wird derzeit intensiv erforscht. Um Krebszellen im Blut zu erkennen, gibt es bereits einige vielversprechende Ansätze, wie beispielsweise die Entnahme einer flüssigen Biopsie (Liquid Biopsy). Derzeit ist diese Technologie jedoch noch nicht als alleinige Diagnosemethode bei Krebs zugelassen und sollte deshalb immer in Kombination mit weiteren diagnostischen Verfahren verwendet werden.

Liquid Biopsy-Verfahren in der Krebsdiagnostik

Anstelle einer klassischen Gewebeentnahme wird bei einer Liquid Biopsy auf eine Blutprobe zurückgegriffen. Hierbei werden winzige Fragmente von Krebszellen aus dem Blut entnommen, die sogenannten zirkulierenden Tumorzellen (CTCs). Sie können Hinweise auf den Tumor und seine Eigenschaften geben. Außerdem können sie eingesetzt werden, um das Ansprechen auf eine Krebstherapie zu überwachen.

Ein weiterer wichtiger Einsatzzweck für eine Liquid Biopsy ist die Analyse bekannte Treibermutationen bei der Therapiewahl. So können beispielsweise Treibermutationen in den Genen EGFR, KRAS oder NRAS einen Einfluss auf die Therapie nehmen. Auch beim NSCLC, dem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs spielen blutbasierte Analysen auf Treibermutationen eine entscheidende Rolle für die Wahl der Krebstherapie.

Tumormarker zur Verlaufskontrolle von Krebs

Neben der Liquid Biopsy dienen Biomarker und Tumormarker dazu, den Behandlungserfolg einer Therapie zu überwachen. Je nach Krebsart werden unterschiedliche Marker zur Verlaufskontrolle herangezogen.

Schon gewusst?

Nicht für alle Krebserkrankungen stehen Biomarker zur Verfügung. Außerdem sind sie nicht spezifisch für Krebs, sondern können unter bestimmten Umständen auch bei anderen Erkrankungen erhöht sein. Eine Bestimmung von Tumormarkern ist daher nur nach Diagnose einer Tumorerkrankung zur Verlaufsbeurteilung sinnvoll.

Überblick häufiger Tumormarker des jeweiligen Organs (Stand 2023):

Übersicht der jeweiligen Tumormarker für die Entsprechenden Organe.

Übersicht und Normwerte der wichtigsten Tumormarker

Für verschiedene Krebserkrankungen werden unterschiedliche Tumormarker eingesetzt. Die Tabelle gibt Ihnen einen schnellen Überblick über die häufigsten Tumormarker und den jeweiligen Normwert.

Tumormarker Normwert Erwachsene
AFP <20ng/ml
CA 15-3 < 31 U/ml
CA 19-9 <37 U/ml
CA 72-4 <4,6 U/ml
CA 125 < 33 U/ml
Calcitonin Männer: <11,5

Frauen: <4,5

CEA Nichtraucher:innen: <4,6 ng/ml

Raucher:innen: <10 ng/ml

Chromogranin A (CgA) 19-98 µg/L
CYFRA 21-1 <3 ng/ml
Gastrin <90ng/l
HCG < 10 U/l
HE4

 

Unter 40 Jahre: <60,5 pmol/l

40-49 Jahre: <76,2 pmol/l

50-59 Jahre: <74,3pmol/l

60-69 Jahre: <82,9 pmol/l

Über 70 Jahre: <104 pmol/l

LDH 125-248 U/l
Metanephrin (freies) < 350 µg/24 h
Normetanephrin (freies) < 450 µg/24 h
NSE <19,5  µg/l
S 100 <0,12 µg/l
SCC ≤ 2,3 µg/L
PLAP < 100 mU/l
PSA Unter 50 Jahre: <2,5ng/ml

50-59 Jahre: <3,5ng/ml

60-69 Jahre: <4,5ng/ml

70-79 Jahre: <6,5ng/ml

Thyreoglobulin 3-40 ng/ml

Bitte beachten Sie: Normwerte können je nach Messverfahren des jeweiligen Labors unterschiedlich sein. Aus diesem Grund sollten Sie Ihre Laborwerte immer mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Arzt besprechen.

Quellenangaben

(Abruf am 05.05.2023)

Über den iuvando Patientenblog

Wir brennen für Wissenschaft und wollen Ihnen komplizierte Themen rund um die Krebsforschung einfach verständlich machen, die neuesten Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten teilen und mit Ihnen nützliche Tipps für das Leben mit Krebs austauschen.

Wir freuen uns, wenn Sie uns hier oder auf unseren Social Media Kanälen Facebook und instagram begleiten.