Capivasertib + Fulvestrant bei fortgeschrittenen Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs
Ergebnisse der Capitello-291-Studie: Capivasertib + Fulvestrant bei fortgeschrittenen Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs (Mammakarzinom)
Die Behandlung von lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Hormonrezeptor-positivem (HR+) und HER2-negativem Brustkrebs bleibt, besonders für PatientInnen die auf eine vorausgegangene Hormontherapie nicht mehr ansprechen, eine Herausforderung. Die Capitello-291-Studie hat die Wirksamkeit und Sicherheit des neuen Wirkstoffs Capivasertib in Kombination mit Fulvestrant untersucht. Die Ergebnisse wurden im New England Journal of Medicine (NEJM) veröffentlicht wurden führten nun auch zur Zulassung der Kombinationsbehandlung.
Was ist Capivasertib?
Capivasertib ist ein selektiver AKT-Inhibitor, der den (PI3K)–AKT–PTEN Signalweg blockiert. Dieser Signalweg spielt eine entscheidende Rolle beim Zellwachstum und der Therapieresistenz von Tumorzellen bei Brustkrebs. Durch die Hemmung von AKT zielt Capivasertib darauf ab, das Wachstum von Brustkrebstumoren zu verlangsamen oder zu stoppen.
Design der Capitello-291-Studie
Die randomisierte Phase-3-Studie untersuchte Capivasertib in Kombination mit Fulvestrant im Vergleich zu Fulvestrant allein bei Patientinnen mit HR+/HER2- fortgeschrittenem Brustkrebs, deren Krankheit während oder nach einer endokrinen Therapie fortgeschritten war.
Teilnehmerzahl betrug 708 PatientInnen
Es wurden zwei Behandlungsgruppen untersucht:
Capivasertib + Fulvestrant oder
Placebo + Fulvestrant
In dieser randmisierten Studie wurde geprüft, ob die Kombinationstherapie Capivasertib einer alleingen Therapie mit Fulvestrant überlegen ist.
Dabei wurde untersucht, wie lange die Zeit bis zu einem Fortschreiten der Erkrankung ist (“Progressionsfreies Überleben”, PFS) und wie lange das Gesamtüberleben der PatientInnen ist. Diese so genannten “Primären Endpunkte” werden für beide Therapiearme verglichen um festzustellen, ob die neue Kombinationsbehandlung der bisherigen Standard-Therapie überlegen ist.
Wichtige Ergebnisse der Capitello-291-Studie
Effektivität von Capivasertib + Fulvestrant
Progressionsfreies Überleben (Überleben ohne Fortschreiten der Erkrankung, PFS):
Das mittlere Überleben ohne Fortschreiten der Erkrankung war in der Capivasertib-Gruppe mit 7,2 Monaten signifikant länger im Vergleich zu 3,6 Monaten in der Placebo-Gruppe.
Dies entspricht einer Reduktion des Risikos für Krankheitsprogression oder Tod um 40 %.
Wichtig ist, dass besonders PatientInnen bei denen Mutationen oder genetischen Veränderungen im AKT-Signalweg nachgewiesen werden konnten, von der Behandlung mit Capivasertib + Fulvestrant profitieren.
Gesamtüberleben (OS):
Zum Zeitpunkt der Analyse waren die OS-Daten noch nicht vollständig reif, zeigten jedoch einen positiven Trend zugunsten der Capivasertib-Gruppe.
Sicherheit von Capivasertib + Fulvestrant
Die häufige Nebenwirkungen in der Capivasertib–Fulvestrant Gruppe waren Diarrhoen (Durchfall) bei 72 % der PatientInnen, Hautausschlag (38 %) und erhöhte Blutzuckerwerte (Hyperglykämie) bei 27 % der PatientInnen.
Höhergradige Nebenwirkungen (Grad 3 oder höher) bei Patientinnen, die Capivasertib.-Fulvestrant erhielten, waren Hautausschlag (bei 12,1 % der Patientinnen vs. 0,3 % der Patientinnen, die Fulvestrant-Placebo erhielten) und Durchfall (bei 9,3 % vs. 0,3 %). Nebenwirkungen, die zum Abbruch der Behandlung führten, wurden bei 13,0% der mit Capivasertib behandelten Patientinnen und bei 2,3% der mit Placebo behandelten Patientinnen berichtet
Bedeutung der Erebnisse
Die Capitello-291-Studie zeigt, dass Capivasertib in Kombination mit Fulvestrant eine signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens bei Patientinnen mit fortgeschrittenem HR+/HER2- Brustkrebs bewirken kann. Es zeigte sich auch ein Trend zu einem besseren Gesamtüberleben, hier müssen jedoch die Langzeitdaten für eine entgültige Bewertung abgewartet werden.
Auf Basis der Capitello-291-Studie wurde die Kombinationstherapie 2024 von der Europäischen Arzneimittelagentur zur Behandlung von Patientinnen mit Östrogenrezeptor (ER)-positivem, HER2-negativem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs mit einer oder mehreren Veränderungen im PIK3CA /AKT1/PTEN-Signalweg nach Rezidiv oder Progression des Tumors unter oder nach einer endokrin wirksamen Therapie zugelassen.
Ausblick: Capitello-292-Studie
Die laufende Capitello-292-Studie (NCT04862663) untersucht Capivasertib in Kombination mit Fulvestrant und einem CDK4/6-Inhibitor (wie z.B. Palbociclib oder Ribociclib) bei Patientinnen mit Östrogenrezeptor+/HER2- lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs. Ziel ist es, die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Kombination im Vergleich zur Standardbehandlung mit Fulvestrant und einem CDK4/6-Inhibitor zu bewerten. Die Studie richtet sich an Patientinnen mit einem hohen Risiko für ein Fortschreiten der Erankung.
Die passende Studie zu Ihrer Krebserkrankung
Möchten Sie wissen, ob eine klinische Studie für Ihre individuelle Situation in Frage kommt? Schreiben Sie uns über das Kontaktformular. Wir finden die passende Studie für Sie – kostenlos und unabhängig.
Wenn Sie mehr über Antikörper-Wirkstoff-Konjugate und andere moderne Therapieansätze beim Lungenkrebs erfahren möchten, werfen Sie einen Blick auf die aktuellen Studien auf unserer Seite. Dort finden Sie wertvolle Einblicke in innovative Behandlungsmöglichkeiten und fortschrittliche Forschungsarbeiten:
Über den iuvando Patientenblog
Wir brennen für Wissenschaft und wollen Ihnen komplizierte Themen rund um die Krebsforschung einfach verständlich machen, die neuesten Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten teilen und mit Ihnen nützliche Tipps für das Leben mit Krebs austauschen.
Wir freuen uns, wenn Sie uns hier oder auf unseren Social Media Kanälen Facebook und instagram begleiten.
Quellen
Nicholas C. Turner, M.D. et al. for the CAPItello-291 Study Group Capivasertib in Hormone Receptor–Positive Advanced Breast Cancer
Published May 31, 2023, N Engl J Med 2023;388:2058-2070, DOI: 10.1056/NEJMoa2214131, VOL. 388 NO. 22 Link zum Originalartikel
Capitello-292-Studie bei ClinicalTrials.gov Link
Zulassungsinformationen der EMA Link