Was ist eigentlich eine Erhaltungstherapie beim Lungenkrebs?

Lungenkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland, wobei der Nicht-kleinzellige Lungenkrebs (NSCLC) mit annähernd 90% die häufigere Form und das kleinzellige Bronchialkarinom (SCLC) die weniger häufige Unterart ist. Wird die Diagnose in einem frühen Stadium gestellt, sind die Behandlungsmöglichkeiten gut. Dies ist der Fall, solange es sich um einen kleinen und begrenzten Tumor handelt, der noch keine Metastasen gebildet hat. Im Rahmen eines kurativen Therapieansatzes kann betroffenen Patienten eine operative Entfernung des Tumors ggf. gefolgt von einer adjuvanten Chemotherapie oder eine kombinierte Radiochemotherapie in kurativer Absicht angeboten werden.

Da Lungenkrebs im frühen Stadium oft symptomlos verläuft, wird die Diagnose in vielen Fällen in einem fortgeschrittenen Stadium gestellt, dies gilt insbesondere für den kleinzelligen Lungenkrebs (SCLC). Häufig ist ein kurativer, also heilender Ansatz, in diesem Fall nicht mehr möglich und Betroffene erhalten eine palliative Therapie, um ihre Lebensqualität und -dauer bestmöglich zu sichern. Dabei kommt in der Regel eine kombinierte Chemotherapie als palliative Erstlinientherapie zum Einsatz. Wenn diese zum Erfolg, also einem Rückgang oder Stillstand des Tumorwachstums in der CT-Bildgebung führt, kann sich eine Erhaltungstherapie anschließen, die ein erneutes Tumorwachstum so lange wie möglich hinauszögern soll.

Die Erhaltungstherapie ist dabei nicht zu verwechseln mit der adjuvanten Therapie, die nach Tumorentfernung in kurativer Absicht zum Einsatz kommt, wobei in Einzelfällen die Abgrenzung auch schwierig sein kann. Eine Alternative zur Erhaltungschemotherapie, die sich direkt an die Erstlinientherapie anschließt, ist die Einleitung einer Zweitlinientherapie bei Progress (Fortschreiten der Erkrankung), d.h. in diesem Fall bleibt er Tumor nach der Erstlinientherapie/Induktionstherapie bis auf weiteres unbehandelt. Bei der Entscheidung sollten verschiedene Aspekte betrachtet werden, z.B. wie die Verträglichkeit ist oder auch ob Patienten sich eine „Therapiepause“ wünschen.

Wie lange muss eine Erhaltungstherapie verabreicht werden?

Eine Erhaltungstherapie wird über einen längeren Zeitraum verabreicht und kann unter Umständen so lange verabreicht werden wie sie wirksam ist, d.h. solange kein erneutes Tumorwachstum zu verzeichnen ist.

Welche Betroffenen kommen für eine Lungenkrebs-Erhaltungstherapie in Frage?

Grundsätzlich kommen Patienten in Frage, deren Tumor auf eine palliative Erstlinientherapie angesprochen, d.h. wenn der Tumor sich verkleinert hat oder zumindest nicht weiter gewachsen ist („stable disease“).

Welche Medikamente werden in der Erhaltungstherapie verwendet?

Neben zytostatisch wirksamen Medikamenten wie Pemetrexed kommen in jüngerer Zeit verschiedene Antikörper zur Anwendung die in der Regel alle 3-6 Wochen verabreicht werden.

  • Bei Nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) vom Typ Adenokarzinom verwenden Ärzte in der Erstlinientherapie häufig das Chemotherapeutikum Pemetrexed. Zum Erhalt der Remission (Verkleinerung des Tumors) kann bei bestimmten Patienten Pemetrexed danach weiter verabreicht werden.
  • Sofern die Tumorzellen das Protein PD-L1 aufweisen, stellt auch die Immuntherapie mit einem „Checkpoint-Inhibitor“ für bestimmte Patienten eine Option für eine Erhaltungstherapie dar. Zu dieser Substanzklasse zählen z.B. die Antikörper Durvalumab, Nivolumab, Atezolizumab oder Pembrolizumab.
  • In bestimmten Fällen kann sich ihr Arzt auch für eine Erhaltungstherapie mit einer Kombination aus Pemetrexed und Pembrolizumab entscheiden.
  • Auch Medikamente, die die Neubildung von Blutgefäßen im Tumorgewebe hemmen sollen (Angiogenesehmmer) kommen in der Erhaltungstherapie zum Einsatz. Ein Beispiel hierfür ist der Antikörper Bevacizumab.
  • Beim Nachweis einer bestimmten Treibermutation im Tumorgewebe (z.B. Mutation des EGFR-Gens) kann eine zielgerichtete Therapie mit einem Tyrosinkinaseinhibitor (TKI) erfolgen. Dieser wird in der Regel als Tablette täglich eingenommen. Dabei ist die Einnahme unter Umständen zeitlich unbefristet und kann bis zum Fortschreiten der Erkrankung fortgesetzt werden. Dies kann ebenfalls als Erhaltungstherapie verstanden werden.

In welchen Studien wird aktuell eine Erhaltungstherapie für Lungenkrebs geprüft?

Aktuell werden verschiedene Kombinationstherapien ausschließlich im Rahmen klinischer Studien angeboten. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf, um herauszufinden, ob eine der aktuellen Studien für Ihre individuelle Erkrankungssituation in Frage kommt.

Hier eine Übersicht (Stand: 17.11.2022):

Quellenangaben

  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO): “onkopedia leitlinien: Lungenkarzinom, nicht-kleinzellig (NSCLC)”, Stand: November 2022
  • Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO): “onkopedia leitlinien: Lungenkarzinom, kleinzellig (SCLC)”, Stand: September 2019
  • Deutsche Krebsgesellschaft (DKG): Leitlinienprogramm Onkologie, “Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms“, Version 2.0 – November 2022