Plattenepithelkarzinom vs. Adenokarzinom – Warum die Unterscheidung beim Lungenkrebs so wichtig ist

Lungenkrebs ist nicht gleich Lungenkrebs
Lungenkrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten weltweit. Doch wer glaubt, dass es sich dabei immer um die gleiche Krankheit handelt, irrt. Mediziner unterscheiden heute verschiedene Unterformen – und diese beeinflussen, welche Behandlung am besten wirkt. Zwei der häufigsten Unterarten des nicht-kleinzelligen Lungenkrebses (NSCLC) sind das Adenokarzinom und das Plattenepithelkarzinom. Warum diese Unterscheidung entscheidend für die Therapie ist, erklären wir in diesem Artikel.
Was ist ein Adenokarzinom, was ein Plattenepithelkarzinom?
Adenokarzinom – der häufigste Subtyp
Ein Adenokarzinom entsteht aus drüsenartigem Gewebe in der Lunge. Es wächst meist in den äußeren Bereichen der Lunge (peripher) und tritt häufiger bei NichtraucherInnen und jüngeren PatientInnen auf. Bei dieser Form sind bestimmte genetische Veränderungen (Mutationen) oft der Auslöser – sogenannte „Treibermutationen“.
Plattenepithelkarzinom – häufiger bei Rauchern
Ein Plattenepithelkarzinom entwickelt sich aus den Deckzellen der Atemwege, den sogenannten Plattenepithelzellen. Es wächst oft zentral in den Bronchien und wird häufig bei langjährigen RaucherInnen diagnostiziert. Im Unterschied zum Adenokarzinom liegen hier seltener bekannte genetische Zielstrukturen vor – die Therapie ist daher oft anders aufgebaut.

Wie unterscheiden ÄrztInnen die beiden Subtypen?
Die feingewebliche (histologische) Untersuchung ist entscheidend. Bei einer Biopsie wird Tumorgewebe entnommen und unter dem Mikroskop analysiert. Zusätzlich kommen moderne molekulare Tests zum Einsatz, um genetische Veränderungen nachzuweisen.
Bei Adenokarzinomen ist eine umfassende molekulare Analyse Standard: Man testet z. B. auf EGFR-, ALK-, KRAS- oder ROS1-Mutationen. Diese Ergebnisse entscheiden darüber, ob gezielte Medikamente eingesetzt werden können.
Beim Plattenepithelkarzinom sind solche Mutationen seltener. Hier ist vor allem der sogenannte PD-L1-Wert wichtig, um zu beurteilen, ob eine Immuntherapie infrage kommt.
Welche Therapie ist die richtige?
Adenokarzinom: Therapie oft maßgeschneidert
Bei Adenokarzinomen kann – je nach Mutation – eine zielgerichtete Therapie (Targeted Therapy) eingesetzt werden. Hier kommen z. B. Tyrosinkinase-Inhibitoren zum Einsatz, die das Wachstum der Krebszellen gezielt blockieren. Auch eine Immuntherapie oder Chemotherapie kann sinnvoll sein – oft in Kombination.
Plattenepithelkarzinom: Kombinationen mit Immuntherapie
Hier kommen Immun- und Chemotherapien häufiger zum Einsatz, da zielgerichtete Medikamente seltener greifen. In der Erstlinientherapie wird meist eine Kombination aus Immuntherapie und Chemotherapie empfohlen. Für PatientInnen mit Plattenepithelkarzinom ohne Treibermutationen, die einen Rückfall erleiden oder refraktär sind, gibt es neue Therapieansätze, die in klinischen Studien untersucht werden, wie z.B. moderne Immuntherapien mit bispezifischen Antikörpern.
Warum ist die Unterscheidung zwischen Plattenepithelkarzinom und Adenokarzinom so wichtig?
Die Therapie von Lungenkrebs wird heute immer personalisierter. Damit PatientInnen bestmöglich profitieren können, ist es entscheidend zu wissen, welcher Subtyp vorliegt. Denn:
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Nicht jede Therapie wirkt bei jedem Subtyp gleich gut
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Genetische Tests sind beim Adenokarzinom oft sinnvoll und beeinflussen die Wahl der Medikamente
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Studien und moderne Therapien richten sich gezielt an bestimmte Patientengruppen
Auch die Prognose kann sich je nach Subtyp und genetischen Eigenschaften unterscheiden.

FAQ – Häufige Fragen zu Plattenepithelkarzinom und Adenokarzinom der Lunge
Was ist der Unterschied zwischen Plattenepithelkarzinom und Adenokarzinom?
Der Hauptunterschied liegt in der Herkunft der Krebszellen:
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Ein Adenokarzinom entsteht aus drüsenartigem Gewebe und liegt oft in den äußeren Bereichen der Lunge.
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Ein Plattenepithelkarzinom entsteht aus Zellen, die die Atemwege auskleiden, und wächst meist zentral in den Bronchien.
Wer bekommt welches Lungenkarzinom häufiger?
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Adenokarzinome treten häufiger bei NichtraucherInnen oder ehemaligen RaucherInnen und bei Frauen auf
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Plattenepithelkarzinome finden sich überwiegend bei langjährigen RaucherInnen und treten häufiger bei Männern auf.
Warum ist die genaue Einteilung des Lungenkrebses so wichtig?
Die genaue Bestimmung des Subtyps ist entscheidend, weil Therapie und Prognose unterschiedlich sein können. Bei Adenokarzinomen kann z. B. eine gezielte Therapie bei bestimmten Genveränderungen eingesetzt werden – das ist bei Plattenepithelkarzinomen seltener möglich.
Was bedeutet PD-L1, EGFR oder ALK bei Lungenkrebs?
Das sind biologische Merkmale (Marker) im Tumor:
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PD-L1 hilft einzuschätzen, ob eine Immuntherapie wirksam sein kann.
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EGFR, ALK, KRAS sind Genveränderungen, die bei Adenokarzinomen auftreten können – sie ermöglichen den Einsatz von zielgerichteten Medikamenten (Targeted Therapy).
Wie unterscheiden sich die Behandlungen bei Adeno- und Plattenepithelkarzinomen?
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Beim Adenokarzinom kann der Nachweis von Treibermutationen gezielte Therapien ermöglichen – z. B. mit Tabletten.
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Beim Plattenepithelkarzinom steht häufig eine Kombination aus Chemo- und Immuntherapie im Vordergrund, weil Treibermutationen seltener sind.
Welche Form ist gefährlicher – Adenokarzinom oder Plattenepithelkarzinom?
Beide sind bösartige Krebsarten mit ernstem Verlauf. Die Prognose hängt weniger vom Subtyp als von Stadium, Allgemeinzustand der PatientInnen und molekularen Merkmalen ab.
Gibt es neue Therapien in Studien?
Ja. Besonders bei fortgeschrittenem Lungenkrebs werden neue Medikamente wie Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (z. B. Datopotamab Deruxtecan) und neue Immuntherapien getestet. Diese richten sich teilweise gezielt an bestimmte Subgruppen von PatientInnen.
Gibt es auch speziell beim Plattenepithelkarzinom Studien?
Ja. Erste Daten zeigen, dass eine Therapie mit dem bispezifischen Antikörper IMA401 bei PatientInnen mit Plattenepithelkarzinomen wirken kann. Wichtig ist, dass die Tumorzellen das MAGEA4/8-Peptid auf HLA-A*02:01 präsentieren, da IMA401 speziell für diese Kombination entwickelt wurde. Prinzipiell können alle Patientinnen mit soliden Tumoren auf diese Kombination getestet werden.
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Quellen
Onkopedia Leitlinie Lungenkarzinom, nicht-kleinzellig (NSCLC) Link
National Comprehensive Cancer Network (NCCN) Guidelines Link
Leitlinienprogramm Onkologie – S3-Leitlinie Lungenkarzinom Link
Krebsinformationsdienst (DKFZ) Link
Lungeninformationsdienst Helmholtz München Link
Initial safety, pharmacokinetics, and anti-tumor activity data of TCER IMA401, a MAGEA4/8-directed half-life extended TCR bispecific, in phase I dose escalation. Martin Wermke et al. Annals of Oncology (2024) 35 (suppl_2): S674-S711. 10.1016/annonc/annonc1596 Link
Studienvignette zur IMA401-101 Studie Link
Studienregister IMA401-101 Studie Link