Multiples Myelom Therapie 2025 – Moderne Behandlungskonzepte, neue Entwicklungen und aktuelle klinische Studien

Gut zu wissen: Fortschritte in der Therapie des Multiplen Myeloms 2025
Das Multiple Myelom (MM) ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, die individuell sehr unterschiedlich verläuft. Dank moderner Diagnose- und Therapiemethoden hat sich die Prognose vieler Patienten in den letzten Jahren deutlich verbessert. Dennoch bleibt die Erkrankung in den meisten Fällen nicht heilbar. Durch innovative Therapieansätze kann das Multiple Myelom deutlich besser behandelt werden. Dank neuer Medikamente und individualisierter Strategien können PatientInnen heute länger und mit besserer Lebensqualität leben. In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die aktuellen Standardtherapien, neue Entwicklungen und einen Ausblick auf die Zukunft der Myelomtherapie.
1. Standardtherapien beim Multiplen Myelom
Die Behandlung richtet sich nach dem individuellen Krankheitsverlauf, dem Alter, der Fitness und der Begleiterkrankungen der PatientInnen und ist in unterschiedliche Phasen unterteilt.
PatientInnen die für eine Hochdosischemotherapie und autologe Stammzelltransplantation geeignet sind
Für jüngere und fitte PatientInnen besteht die Therapie aus einer Induktionsphase mit einer modernen Quadrupel-Therapie eines CD38 Antikörper (wie z.B. Daratumumab oder Isatuximab) mit einem IMiD (in der Regel Lenalidomid), einem Proteasom-Inhibitor (Bortezomib) und Dexamethason als Kortikosteroid.
Nach der Induktionsbehandlung wird in der Regel eine autologe Stammzelltransplantation empfohlen. Nach der erfolgreichen Stammzelltransplantation kann eine Konsolidierungstherapie mit den gleichen Substanzen der Induktionphase erfolgen oder je nach Verlauf auch direkt eine Erhaltungstherapie begonnen werden.
Induktionstherapie
- Kombination aus Proteasom-Inhibitoren (Bortezomib, Carfilzomib), Immunmodulatoren (Lenalidomid, Thalidomid) und Kortikosteroiden (Dexamethason) und CD38-Antikörper.
- Ziel: Rasche Reduktion der Myelomzellen vor einer Stammzelltransplantation
Was ist neu in der Induktionstherapie für 2025?
Die kürzlich veröffentlichte PERSEUS-Studie untersuchte, wie eine zusätzliche Antikörpertherapie mit dem CD38 Antikörper Daratumumab die Standardbehandlung verbessern kann.
PERSEUS-Studie: Neuer Behandlungstandard definiert
Die PERSEUS-Studie definiert einen neuen Behandlungsstandard für PatientInnen mit neu diagnostiziertem Multiplen Myelom bei denen eine Hochdosistherapie und autologe Stammzelltransplantation geplant ist: Die Kombination aus Daratumumab und dem Standardregime (VRd: Bortezomib, Lenalidomid, Dexamethason) ermöglicht eine so bisher nicht erreichte Kontrolle der Krankheit bei Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom. Nach vier Jahren waren noch mehr als 84 Prozent der behandelten PatientInnen krankheitsfrei. Insbesondere die Rate an PatientInnen bei denen keine Spur der Erkrankung mehr im Knochenmark nachweisbar war (MRD-negativ) ist deutlich gestiegen, dies weist auf eine tiefere und nachhaltigere Remission hin.
Diese Studien führten zur Zulassungserweiterung von Daratumumab durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) in der oben aufgeführten Kombinationsbehandlung.
Hochdosischemotherapie mit anschließender Transplantation eigener Stammzellen
Dieses Verfahren ist die aktuelle Standardbehandlung für PatientInnen unter 70 Jahren.
- Ablauf: Nach einer Hochdosis-Chemotherapie werden eigene Stammzellen zurückgeführt, um die Blutbildung zu fördern.
- Tandemtransplantation: Für PatientInnen die ein hohes Risiko für einen Rückfall haben, kann die Behandlung nach drei Monaten wiederholt werden.
- Die autologe Stammzelltransplantation an sich wirkt nicht gegen das Multiple Myelom, ermöglicht aber überhaupt erst die sichere Durchführung der Hochdosis-Chemotherapie. Die eigenen Stammzellen beschleunigen die Erholung der Blutbildung nach Hochdosis-Chemotherapie.
Erhaltungstherapie
Nach erfolgreicher Induktions- und Transplantationstherapie wird meist eine Langzeittherapie mit Lenalidomid empfohlen. Behandlungsziel der Erhaltungstherapie ist immer die Verzögerung eines Krankheitsrückfalls.
Was ist neu in der Erhaltungstherapie beim Multiplen Myelom?
Für PatientInnen die mit Daratumumab-VRd behandelt wurden kann eine Erhaltung mit Daratumumab + Lenalidomid analog der PERSEUS-Studie erwogen werden.
PatientInnen bei denen keine Hochdosischemotherapie und autologe Stammzelltransplantation geplant ist
Sollten PatientInnen aufgrund ihres hohen Alters oder aufgrund von zusätzlichen schweren Erkrankungen nicht für eine Hochdosischemotherapie geeignet sein, bestehen verschiedene Therapieoptionen. Diese richten sich nach dem individuellen Krankheitsverlauf. In der Regel kommt eine Kombination aus einem CD38-Antikörper mit Lenalidomid mit oder ohne Bortezomib und mit oder ohne Dexamethason zum Einsatz. Ein häufig eingesetzte Kombination ist z.B. Daratumumab-Lenalidomid-Dexamethason (Dara-Rd).
Was ist neu in der Behandlung des Multiplen Myeloms für 2025?
IMROZ-Studie: 4-fach Kombination auch effektiv ohne Transplantation
Die IMROZ-Studie bestätigt die Wirksamkeit von Isatuximab bei PatientInnen, die nicht für eine Stammzelltransplantation in Frage kommen. Durch die Kombination von Isatuximab mit VRd zeigte sich ein deutlich verbesserte Krankheitskontrolle: Das 5-Jahres-Überleben ohne Krankheitsfortschritt ist deutlich von 45,2 % auf 63,2 % gesteigert. Auch die Ansprechrate und die Rate an PatientInnen bei denen keine minimale Resterkrankung (MRD)-mehr nachgewiesen werden konnte, waren beeindruckend hoch.
Die IMROZ Studie führte zur Zulassungserweiterung von Isatuximab durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA). Seit Januar 2025 ist Isatuximab in der Kombination mit Bortezomib, Lenalidomid und Dexamethason (IsaVRd) zur Behandlung des neu diagnostizierten multiplen Myeloms (NDMM) zugelassen bei PatientInnen die nicht für eine Hochdosischemotherapie und autologe Stammzelltransplantation geeignet sind.

Gut zu wissen – Die autologe Stammzelltransplantation beim Multiplen Myelom
Die Stammzelltransplantation zur Behandlung des Multiplen Myeloms wurde ursprünglich als Knochenmarktransplantation bezeichnet, da die Stammzellen aus dem Knochenmark gewonnen wurden. Mit den Fortschritten in der Medizin ist es jedoch inzwischen üblich, blutbildende Stammzellen aus dem peripheren Blut zu entnehmen, weshalb heute häufiger von einer peripheren Stammzelltransplantation gesprochen wird.
Vor der Transplantation erhalten Patientinnen und Patienten in der Regel eine hochdosierte Chemotherapie mit Melphalan, um möglichst viele Myelomzellen im Körper zu zerstören. Anschließend werden die gesunden Stammzellen transplantiert, damit sich das blutbildende System im Knochenmark wieder erholen kann.
Die Stammzelltransplantation bleibt eine wichtige Therapieoption beim Multiplen Myelom, insbesondere in der Erstbehandlung.
Wie ist der Ablauf einer autologen Stammzelltransplantation beim Multiplen Myelom?
Die eigenen Stammzellen werden in der Regel nach einer vorausgegangenen Mobilisierungschemotheapie aus der peripheren Blutbahn gesammelt, ähnlich einer Blutspende. Sie werden dann mittels flüssigem Stickstoff gefroren und für den späteren Einsatz gelagert. Danach erhalten die Patientinnen und Patienten eine hochdosierte Chemotherapie mit Melphalan, um möglichst viele Myelomzellen zu zerstören. Anschließend werden die zuvor entnommenen Stammzellen zurückgegeben, damit sich das blutbildende System im Knochenmark wieder erholen kann. Die Genesungsphase dauert einige Wochen, in denen das Immunsystem geschwächt ist und eine engmaschige Überwachung notwendig ist. Die Abwehrzellen und Blutplättchen erholen sich bereits nach ungefähr 10-14 Tage nach der autologer Transplantation.
Welche Nebenwirkungen und Komplikationen können bei einer autologen Stammzelltransplantation auftreten?
Bei einer autologen Stammzelltransplantation können Nebenwirkungen durch die hochdosierte Chemotherapie und die vorübergehende Schwächung des Immunsystems auftreten. Häufig sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Haarausfall und Erschöpfung. Da die Abwehrkräfte stark reduziert sind, besteht ein hohes Risiko für Infektionen. Zudem kann es zu Blutarmut und Blutungsneigung kommen, da das Knochenmark Zeit braucht, um sich zu erholen. In seltenen Fällen können langfristige Komplikationen wie Organschäden oder ein zweiter Krebs (z.B. sekundäre Leukämie) auftreten.
Wie ist die Prognose nach einer autologen Stammzelltransplantation beim Multiplen Myelom?
Die Prognose nach einer autologen Stammzelltransplantation (ASZT) beim Multiplen Myelom ist individuell verschieden und hängt von mehreren Faktoren ab, darunter Krankheitsstadium, genetische Veränderungen und Therapieansprechen. Generell verlängert die ASZT sowohl die Zeit ohne Krankheitsprogression (progressionsfreies Überleben, PFS) als auch die Gesamtüberlebenszeit (ÜLZ) im Vergleich zu rein medikamentösen Therapien.
Die Überlebenszeiten nach einer autologen Stammzelltransplantation beim Multiplen Myelom variieren stark. Studien zeigen:
Eine mittlere Zeit ohne Krankheitsprogression (PFS) von 2,5 bis 5 Jahre.
Ein mittleres Gesamtüberleben (ÜLZ) von 6 bis 10 Jahre, wobei einige Patienten deutlich länger leben
Patienten mit Standardrisiko können mit einer einzelnen autologen Stammzelltransplantation oft mehrere Jahre ohne Rückfall leben. Bei Hochrisikopatienten kann die Krankheitsrückkehr schneller erfolgen, weshalb hier zusätzliche Therapien wie eine Tandem-Transplantation oder eine intensive Erhaltungstherapie in Betracht gezogen werden.
Langfristig bleibt das Multiple Myelom eine chronische Erkrankung, die trotz intensiver Therapie zurückkehren kann. Neue Therapieansätze wie CAR-T-Zelltherapien oder bispezifische Antikörper bieten jedoch Hoffnung auf längere Remissionen und möglicherweise eine funktionelle Heilung in der Zukunft.
Ob eine zweite Transplantation einen zusätzlichen Vorteil bringt, ist nicht eindeutig geklärt. Einige Studien zeigen eine längere Zeit ohne Krankheitsfortschritt, insbesondere für Hochrisikopatienten (z. B. mit bestimmten genetischen Veränderungen oder fortgeschrittenem Krankheitsstadium), während andere keinen klaren Überlebensvorteil sehen.
Eine Tandem-Transplantation wird vor allem empfohlen für Patienten mit:
- Fortgeschrittener Erkrankung (R-ISS III)
- Hochrisiko-Zytogenetik (genetische Veränderungen mit ungünstiger Prognose)
- Unvollständigem Ansprechen nach der ersten Transplantation
Voraussetzung ist, dass der Patient die erste Transplantation ohne schwere Komplikationen überstanden hat und genügend Stammzellen für eine zweite Transplantation vorhanden sind.
Welche neuen Therapien werden 2025 beim neu diagnostizierten Multiplen Myelom untersucht?
Bispezifische Antikörper (BiTEs) Phase 3 Studien beim neu diagnostizierten Multiplen Myelom
Bispezifische Antikörper markieren einen großen Fortschritt in der Behandlung des Multiplen Myeloms. Sie eröffnen Patienten, die nur noch wenige Therapieoptionen haben, eine neue Perspektive. Dieser Fortschritt spiegelt sich auch in den aktuellen deutschen Leitlinien wider, in denen die Therapie mit bispezifischen Antikörpern mittlerweile als Standard verankert ist. Im Jahr 2025 wird der Einsatz von bispezifischen Antikörpern auch bei Patientinnen und Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplen Myelom untersucht.
Bispezifische Antikörper (BiTEs) in der Erhaltungstherapie beim Multiplen Myelom
- In der Erhaltungstherapie untersucht die MajesTEC-4 Studie die Kombination aus Teclistamab + Lenalidomide oder Teclistamab alleine versus Lenalidomide nach autologer Stammzelltransplantation. Erste Ergebnisse der Safety-Run-in Phase wurden auf dem amerikanischen Hämatologie Kongress 2024 präsentiert: Frühen Daten der MajesTEC-4-Studie zeigen hier ein tiefes Ansprechen der Patientinnen und Patienten. Link zum Artikel Link zur Studienvignette
- Die MagnetisMM-7 Studie untersucht die Behandlung mitElranatamab versus Lenalidomid Erhaltung nach autologer Stammzelltransplantation. Link zur Studienvignette
Bispezifische Antikörper (BiTEs) in der Erstlinientherapie (keine autologe Stammzelltransplantation geplant) beim Multiplen Myelom
- Die Kombinationbehandlung aus Teclistamab oder Talquetamab + Daratumumab + Lenalidomid wird gegenüber dem bisherigen Standard Daratumumab, Lenalidomid und Dexamethason, in der MajesTEC-7 Studie untersucht. Link zur Studienvignette
- Die MagnetisMM-6 Studie testet Elranatamab, Daratumumab, und Lenalidomide versus Daratumumab, Lenalidomid und Dexamethason. Link zur Studienvignette


Gut zu wissen – Wie funktionieren bispezifische Antikörper?
Bispezifische Antikörper können zwei verschiedene Moleküle im Körper gleichzeitig binden. Einer der beiden Arme bindet an die Krebszellen – beim Multiplen Myelom häufig das Molekül BCMA (B-Zell-Reifungsantigen) oder GPRC5D. Der andere Arm aktiviert T-Zellen, die „Killerzellen“ des Immunsystems. Diese präzise Verbindung ermöglicht es den T-Zellen, die Myelomzellen gezielt anzugreifen und zu zerstören.
CAR-T-Zelltherapie Phase 3 Studien beim neu diagnostizierten Multiplen Myelom
Ziel der CARTITUDE-6 Studie ist der Vergleich der CAR-T-Zelltherapie mit Ciltacabtagene Autoleucel gegenüber den bisherigen Standard der Hochdosischemotherapie gefolgt von einer autologen Stammzelltransplantation (ASCT) bei neu diagnostizierten PatientInnen mit Multiplem Myelom nach Induktion mit Daratumumab, Bortezomib, Lenalidomid und Dexamethason (DVRd). Link zur Studienvignette

Gut zu wissen – Wie funktioniert eine CAR-T-Zell-Therapie?
Die CAR-T-Zell-Therapie ist eine personalisierte Form der Immuntherapie. Sie nutzt die körpereigenen Abwehrzellen – sogenannte T-Zellen –, um gezielt Krebszellen anzugreifen.
Der Ablauf:
- Entnahme: T-Zellen werden dem Patienten über das Blut entnommen.
- Modifikation: Diese Zellen werden im Labor genetisch verändert, sodass sie ein spezielles Protein (CAR = Chimeric Antigen Receptor) tragen. Dieses Protein erkennt das Zielmolekül BCMA, das auf den Myelomzellen vorkommt.
- Vermehrung: Die modifizierten T-Zellen werden im Labor vermehrt.
- Rückgabe: Nach einer Vorbereitungstherapie werden die Zellen dem Patienten zurückgegeben, wo sie die Krebszellen erkennen und zerstören sollen.
Dieser innovative Ansatz ist besonders wirkungsvoll, da die T-Zellen gezielt gegen die Zellen des Multiplen Myeloms vorgehen können.
Abbildung: Wirkmechanismus der CAR-T-Zell-Therapie beim Multiplen Myelom am Beispiel von Cilta-Cel
Therapiestudien zu Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten beim neu diagnostizierten Multiplen Myelom 2025
In der DREAM-9 Studie wird die Wirksamkeit und Sicherheit von Belantamab-Mafodotin in Kombination mit Bortezomib, Lenalidomid und Dexamethason (VRd) im Vergleich zu VRd allein bei PatientInnen mit neu diagnostiziertem Multiplen Myelom, die für eine autologe Stammzelltransplantation nicht geeignet sind, untersucht. Link zur Studienvignette

Gut zu wissen – Wie funktioniert eine Therapie mit Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten?
Die Behandlung funktioniert in drei Schritten:
1. Der Antikörperanteil im Medikament erkennt das Zieleiweiß BCMA, das vermehrt auf Myelom-Zellen vorkommt.
2. Nach der Bindung wird das Medikament von der Krebszelle aufgenommen.
3. Der Chemotherapie-Wirkstoff wird innerhalb der Zelle freigesetzt und zerstört diese gezielt.
Abbildung: Wirkmechanismus von Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten am Beispiel von Belantamab-vedotin
Multiples Myelom Rezidiv Therapie
Da das Multiple Myelom bislang nicht heilbar ist, kommt es bei den meisten PatientInnen im Laufe der Zeit zu einem Krankheitsrückfall. Die Wahl der Therapie im Rezidiv richtet sich nach den zuvor eingesetzten Medikamenten, dem Ansprechen auf die vorherige Behandlung und individuellen Faktoren wie Begleiterkrankungen.
Für Patientinnen und Patienten die nach mindestens einer Therapielinie, darunter einem Immunmodulator (wie Thalidomid oder Lenalidomid) und einen Proteasom-Inhibitor (z.B. Bortezomib), einen Rückfall erleiden, oder auf die Therapie nicht ansprechen und gegenüber Lenalidomid refraktär sind, sollte die Möglichkeit einer CAR-T-Zell Therapie mit Cilta-Cel evaluiert werden.
Weitere Therapieoptionen beim Rückfall (Rezidivtherapie)
Die aktuellen deutschen Leitlinien empfehlen bei einem ersten Rückfall eine wirksame Kombination aus drei Medikamenten einzusetzen, die mindestens eine neue Substanz enthält. Zu den bevorzugten Kombinationen gehören:
Anti-CD38-Antikörper (Daratumumab oder Isatuximab) + Proteasom-Inhibitor + Dexamethason
Anti-CD38-Antikörper + Immunmodulator (Lenalidomid oder Pomalidomid) + Dexamethason
Proteasom-Inhibitor + Immunmodulator + Dexamethason
Für PatientInnen, die gegen Lenalidomid refraktär sind (das bedeutet, dass die Erkrankung während oder kurz nach der Therapie fortgeschritten ist), werden alternative Wirkstoffkombinationen empfohlen. Ähnliches gilt für PatientInnen mit Refraktärität gegenüber Anti-CD38-Antikörpern, bei denen der Wechsel auf eine andere Wirkstoffklasse notwendig ist.
Mit der Einführung neuer Immuntherapien wie CAR-T-Zellen, bispezifische Antikörper und Antikörper-Wirkstoff-Konjugate stehen im Rezidiv zunehmend hochwirksame Behandlungsoptionen zur Verfügung. PatientInnen mit fortgeschrittenem Multiplen Myelom, die bereits mehrere Vortherapien erhalten haben, können von diesen neuen Ansätzen profitieren.
Wann immer möglich, wird eine Behandlung im Rahmen klinischer Studien empfohlen, um Zugang zu innovativen Therapieansätzen zu ermöglichen.
Was ist neu in der Rezidiv Therapie des Multiplen Myeloms 2025?
Die DREAMM-7-Studie untersuchte eine neue Kombinationstherapie mit Belantamab Mafodotin, einem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC), das gegen das BCMA-Protein auf Myelomzellen gerichtet ist, zusammen mit Bortezomib und Dexamethason (BVd). Diese Kombination wurde mit der etablierten Therapie Daratumumab, Bortezomib und Dexamethason (DVd) verglichen. Auf der Tagung der American Society of Hematology Ende 2024 wurden aktualisierte Daten zur Wirksamkeit präsentiert. Patienten in der BVd-Gruppe blieben im Durchschnitt fast drei Jahre (35,6 Monate) in Remission, während es in der DVd-Gruppe etwa 18 Monate waren. Interessanterweise war auch nach einer weiteren Therapie die Zeit bis zur nächsten Verschlechterung der Erkrankung (PFS2) in der BVd-Gruppe deutlich länger.
Trotz der beeindruckenden Wirksamkeit ist das Nebenwirkungsprofil, insbesondere die häufigen Augenprobleme, ein Aspekt, der in der klinischen Praxis berücksichtigt werden muss. Dennoch könnte BVd eine neue Standardtherapie für PatientInnen darstellen, die keine CAR-T-Zelltherapie oder Bispezifische Antikörper (BiTEs) erhalten können.
Hinweis
Belantamab Mafodotin ist derzeit noch nicht für den Einsatz in der 2. Therapielinie zugelassen. Patienten sollten sich an ihre behandelnden Ärzte wenden, um sich über verfügbare Optionen zu informieren.
Welche neuen Therapien werden 2025 beim Multiplen Myelom Rezidiv untersucht?
Bispezifische Antikörper (BiTEs) Phase 3 Studien beim rezidivierten oder refraktären Multiplen Myelom
Auch im Rückfall (Rezidiv) wird intensiv erforscht, ob bispezifische Antikörpertherapien bereits in früheren Therapielinien wirksam eingesetzt werden können. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Therapien nicht nur in späten, sondern auch in früheren Behandlungsstadien eine vielversprechende Option darstellen könnten, um den Krankheitsverlauf zu optimieren und zusätzliche Therapieoptionen für Patientinnen und Patienten zu eröffnen.
Hier eine Übersicht der aktuellen Therapiestudien mit bispezifischen Antikörpern beim Multiplen Myelom Rezidiv 2025
Die MajesTEC-9 Studie untersucht ob Teclistamab einer Behandlung mit Pomalidomid , Bortezomib und Dexamethason (PVd oder Carfilzomib und Dexamethason (Kd) überlegen ist. Link zur Studienvignette
Die MonumenTAL-6 Studie untersucht die Kombinationsbehandlung aus Talquetamab plus Pomalidomid oder Talquetamab plus Teclistama gegenüber einer Standardbehandlung mit Elotuzumab, Pomalidomid und Dexamethason. Link zur Studienvignette
In der MagnetiMM-32 Studie wird Elranatamab gegen eine Standardtherapie untersucht. Link zur Studienvignette
Die Linker-MM3 Studie untersucht den bispezifischen Antikörper Linvoseltamab versus Elotuzumab, Pomalidomid und Dexamthason. Link zur Studienvignette
In der CERVINO Studie wird das Präparat ABBV-383 gegenüber einer Standardbehandlung untersucht. Link zur Studienvignette

CAR-T-Zelltherapie Studien beim Multiplen Myelom Rezidiv
Im Jahr 2025 werden mehrere neue CAR-T-Zell-Therapiekonzepte beim Multiplen Myelom in klinischen Studien untersucht. Dabei geht es vor allem darum, die Wirksamkeit zu verbessern, Rückfälle zu verhindern und Nebenwirkungen zu reduzieren. Die wichtigsten Entwicklungen sind Dual-Target CAR-T-Zell Therapien, GPRC5D-gerichtete CAR-T-Zell Behandlungen und hochaffine CAR-T-Zell Produkte. Aktuell werden CAR-Zell-Therapien in folgenden Studien untersucht:
- Quintessential-2: GPRC5D-gerichtete CAR-T-Zellen als neue Option für PatientInnen mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplen Myelom. Link zur Studienvignette
- Carlota01: Neue BCMA-CAR-T-Zell-Therapie. Link zur Studienvignette
- Dual-Targeting CAR-T-Zell Therapie: Gegen BCMA und GPRC5D dual gerichtete CAR T-Zell Therapie mit BMS-986453. Link zur Studienvignette
Zusammenfassung
Dank neuer Immuntherapien, personalisierter Strategien und innovativer Studien hat sich die Behandlung des Multiplen Myeloms erheblich verbessert. Während die Erkrankung noch nicht heilbar ist, ermöglichen moderne Therapien eine deutlich verlängerte Lebenserwartung und bessere Lebensqualität.
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